Performative Lesung „Spielen ist alles“ lässt Texte leuchten

Performative Lesung mit drei Lyrikern ehrt Else Lasker-Schüler im Skulpturenpark.

 Lea Bergen (Gesang), Niklas Nadidai (Keys) und Thorsten Sala (Gitarre) im Skulpturenpark.

Lea Bergen (Gesang), Niklas Nadidai (Keys) und Thorsten Sala (Gitarre) im Skulpturenpark.

Foto: ja/Birte Fritsch

„Spielen ist alles“ lautet ein Zitat Else Lasker-Schülers (ELS), das gut zu dem passe, was das nun durchstartende Veranstaltungsprogramm „Meinwärts schreiben“ sein will, findet Birte Fritsch, Projektleiterin des Else Lasker-Schüler-Jahres 2019 in Wuppertal. Es gehe nicht darum, einfach Texte der Lyrikerin vorzulesen, die vor 150 Jahren in Elberfeld geboren wurde. Es gehe darum, sie zu performen und so zur vollen Wirkung zu bringen. Die auch eine zeitlose, gerenzüberschreitende sei. Am Mittwoch fand die Uraufführung von „Spielen ist alles“ in einer Villa am Berliner Wannsee statt, heute folgt der Skulpturenpark Waldfrieden in Wuppertal.

Else Lasker-Schüler wuchs in Elberfeld auf, ihr Zuhause aber war die Welt  – ab 1894 Berlin, wo sie ihren schriftstellerischen Durchbruch erlebte. Das Wuppertaler Jubiläumsprogramm bezieht bewusst ihre verschiedenen Lebensstationen ein. Nun Berlin, wo man mit dem Literarischen Colloquium einen Partner mit exzellentem Ruf als Begegnungsstätte internationaler und nationaler Schriftsteller fand. Gemeinsam suchte man nach jüngeren  Lyriker-Persönlichkeiten, die – wie ELS – aktuelle Texte schreiben, diese performen und dabei zu ungewöhnlichen Mitteln greifen.

Die israelische Dichterin Adi Keissar hat die Reihe „Ars Poetica“ begründet, in der Dichtung mit Musik und Tanz verbunden wird. „Ha’aretz“ bezeichnete sie 2015 als einflussreichste Frau der zeitgenössischen Dichtung. „Else Lasker-Schüler imponiert ihr als Frau. Außerdem hat sie einen Bezug durch Jerusalem, wo Else gestorben ist“, erzählt Fritsch. Ann Cotten wurde in den USA geboren, wuchs in Wien auf. Ihre literarische Arbeit wird auch in der Bildenden Kunst und der Theorie geschätzt. Ihr Verhältnis zu ELS sei durchaus kritisch, so Fritsch, sie stoße sich bei aller Bewunderung für Ouevre und Person an deren Sichtweise auf den Orient. Der Schweizer Mathias Traxler lebt als Schriftsteller und Übersetzer in Berlin. Seine Lesungen beziehen textgenerierende, interpretative Elemente ein. Sein Bezug zu ELS sei  ein sprachlicher, da auch er in seiner Dichtung die Syntax bewusst entstelle.

Vielfältige Annäherungen an
eine vielseitige Künstlerin

Die drei unterschiedlichen Autoren trafen sich Anfang der Woche, um ihre Hommage an Lasker-Schüler vorzubereiten. Sie erarbeiteten ein Grundkonzept, das ihnen viel Freiraum für spontane Dialoge lässt. Ihr deutsch-hebräisch-englisches Programm zeichne sich durch Leichtigkeit aus, sagt Fritsch. Keissar arbeite sehr musikalisch, Cotten setze eine Handpuppe ein und Traxler agiere mit Stimme und Satzbau. In Berlin sei das Publikum der Uraufführung begeistert gewesen, freut sich Fritsch und hofft auf ähnliche Resonanz in Wuppertal. Ab 19 Uhr heute Abend wird die mittlere Ausstellungshalle des Skulpturenparks zur ELS-Performance-Stätte. Hier auch mit einem musikalischen Part, den Julian Hanebeck und Björn Kürger mit ihren Else-Vertonungen beisteuern.

Am Samstag „wandern“ die Lyriker dann ins KuKuNa, wo sie in der Ausstellung „Du und ich – 2“ Künstlern des BBK Bergisch Land begegnen, die dort gerade eine Ausstellung gestalten (wir berichteten). Fritsch: „Else war ja auch Lyrikern und Bildende Künstlerin. Es geht um eine möglichst vielfältige Annäherung. Um den Dialog über den jeweiligen Zugang zu ihr.“ Und dies   spielerisch und leicht.

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