Patrick Stanke stellt seine neue CD vor

Eigentlich sieht er sich ja als Rocker. Der Musical-Star kann aber auch anders: Auf seiner neuen CD schlägt der Wuppertaler sanfte Töne an. Seine Karriere begann im Kinderzimmer.

Wuppertal. "Ich werde ein Rockstar!" Als Patrick Stanke zusammen mit seinem älteren Bruder Roman begann, die ersten Akkorde auf der Gitarre zu üben, hatte er genügend Selbstbewusstsein, aber kaum Kapital. Doch ein echter Rocker lässt sich natürlich nicht aufhalten - selbst vom Blick ins Sparschwein nicht.

Und weil ein angehender Star auch mal ein Opfer bringen muss, plante das Duo sein Schicksal brüderlich: "Wir kratzten unser letztes Geld zusammen, kauften uns eine Tonbandmaschine mit acht Spuren und produzierten auf Teufel komm raus unsere eigenen Kassetten."

Ihr Einsatz hat sich ausgezahlt: Die Kassetten-Ära ist zwar längst vorbei, doch die Karriere des gebürtigen Wuppertalers geht munter weiter. Denn der bekennende Rocker kann auch ganz anders. Auf seiner neuen CD ("Ich bin Musik") schlägt er vor allem sanfte Töne an. Mit dem Studio-Album hat sich der Musical-Star wohl selbst die größte Freude gemacht: Zehn Lieblingslieder hat Patrick Stanke aufgenommen - herausgekommen ist eine CD für lauschige Abende und gefühlvolle Musical-Träumer. Wer (noch) nicht dazugehört und seine romantische Ader erst entdecken muss, sollte gut zuhören: Der Gänsehaut-Faktor beim Duett mit "Aida"-Partnerin Ana Milva Gomez ("Sind die Sterne gegen uns?") ist kaum zu übertreffen. Liebe und Verrat spielten auch eine Rolle, als der 29-Jährige mit Freundin Sabrina Weckerlin vor dem Mikro stand. Ein Hexen-Drama ("Wicked") gab den Takt vor: "As Long As Your’re Mine" singen die Musical-Darsteller, die privat schon lange ein Paar sind.

Abgesehen von den Duetten steht Stankes ausdrucksstarke Stimme im Mittelpunkt. Der Tenor liefert einen Querschnitt durch Musical-Produktionen der vergangenen Jahre, gibt sich mal rockig, mal swingend und überrascht mit jazzig angehauchten Arrangements: Wer den "Elisabeth"-Hit "Der letzte Tanz" von der Bühne kennt, dürfte von der Wuppertaler Version überrascht sein. Und auch wenn gefühlvolle Lieder nicht jedem Rocker gefallen mögen, dürften sie neidlos anerkennen: Die sauberen Studioaufnahmen berühren durch Stankes warme Stimme.

Dabei hat der diplomierte Musical-Darsteller ganz klein angefangen - und das im wahrsten Sinne. "Schon als Kind habe ich sämtliche Lieder mit dem Radio um die Wette gesungen. Dabei wäre es vielleicht geblieben, wenn mich meine Mom nicht zu einer Probestunde bei einer Gesangslehrerin angemeldet hätte."

Der Langerfelder, der der Titelfigur im Bremer Musical "Marie Antoinette" noch bis Ende Mai schöne Augen macht, spielte schon mit 14 seine erste große Rolle - im "Anatevka"-Musical im Wuppertaler Opernhaus. Danach ging’s erst ans TiC-Theater und dann zur Musical-Akademie nach München. "Eigentlich bin ich ja Chemikant", sagt Stanke. "Aber im Anschluss an meine Berufsausbildung dachte ich: Wenn ich es jetzt nicht probiere, dann hab’ ich es verpasst!" Also bewarb er sich in München - wo er auf 800 Mitbewerber traf, "die alle sichtlich besser vorbereitet waren als ich. Ich wusste ja eine Woche vor der Prüfung noch nicht einmal, dass es ein Studium zum Musical-Darsteller gibt."

Weil der Wuppertaler nicht nur farbenreich singen, sondern auch schelmisch und mit schönster Selbstironie erzählen kann, geht die Geschichte fröhlich weiter: "Ich stampfte mit meinem Wuppertaler Charme in die erste Runde und sang ,Surprise’ aus ,AChorus Line’." Später, vor der Klavierprüfung, fragte ihn der musikalische Leiter mit ernster Miene: "Wo sind deine Noten?" Stanke hatte keine dabei, aber eine pfiffige Begründung: "Noten sind feige, ich spiele auswendig."

Und weil er um kein Schmunzeln und keinen Einsatz verlegen ist, "setzte ich mich hin und sang aus tiefster Brust, bis er mich abwinkte und bat, nicht so laut zu singen, da man das Klavier nicht mehr hören könne". Klar, dass Stanke bestanden hat, sofort seine Mutter informierte, "die vor Freude ihr Handy an die Wand schmiss", und mit dem guten Gefühl nach Hause fuhr, "dem großen Traum der eigenen Musik näher gekommen zu sein". Nun, mit seiner neuen CD, hat er sich den nächsten Traum erfüllt.

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