Parzival mit Strubbel-Haaren auf der Suche nach Abenteuern

Das Eschenbach-Epos des Kinder- und Jugendtheaters im Berufskolleg Elberfeld nimmt die Zuschauer sofort gefangen.

Wuppertal. Wer hätte gedacht, dass das alte Parzival-Epos von Wolfram von Eschenbach so aktuell ist? Die Fassung von Katrin Lange, die das Kinder- und Jugendtheater im Berufskolleg Elberfeld vorstellt, nimmt kleine und große Zuschauer sofort gefangen. Hier geht es um zentrale Lebens-Tugenden: Was muss ich wissen, um mich behaupten zu können? Wann muss ich anderen helfen, und wann mir selbst? Ist es besser, wohlgemeinten Ratschlägen zu folgen oder dem eigenen Geist?

Mit zerstrubbelten Haaren und sehr gelenkig tapst David Fischbach als Parzival über die Bühne, immer auf der Suche nach neuen Abenteuern. Voller Freude entflieht er der eintönigen Arbeit des Rübenziehens, die ihm und seiner Mutter das Überleben sichern soll. Übereifrig befolgt er alle Ratschläge der Ritter und versteht viele davon falsch. Ein Ritter soll Minne üben und erhält dafür einen Ring? Ohne lang zu fragen knutscht er Jeschute (Elisabeth Kranz) ab, klaut ihren Ring und beschwört damit ein Ehedrama herauf.

Nur nicht bloßstellen durch Entlarven der eigenen Unwissenheit, empfiehlt König Gurnemanz (Udo Dülme). Also löffelt Parzival schweigend sein Essen in der Gralsburg und kümmert sich nicht um die Leiden des siechenden Burgherren Anfortas und das Wunder des Grals. So verpasst Parzival die Rettung des Grals und Erlösung von Anfortas. Lange läuft er anschließend durch die Lande und bringt nach und nach alle seine Fehltritte wieder ins Lot. Er gibt Jeschute ihren Ring zurück und Sigune (Rita Reineke) das Schwert ihres Mannes, das Parzival geraubt hatte. Immer wieder neue Burgen tauchen auf, zusammengeschoben aus Metallteilen, die wie Stücke eines Krans aussehen und wenig Mittelalter-Flair verströmen (Bühne: Laurentiu Tuturuga).

Nach knapp zwei Stunden folgt das Happy End: Parzival kehrt zu seiner Mutter zurück, löst das Rätsel um den Gral und kann nun endlich Anfortas die erlösende Frage stellen. Und auch Condwiramurs, der er Liebe geschworen hat, gesellt sich zu ihm. Sehr eingängig gestaltet Regisseurin Beate Rüger das Stück. Immer wieder schälen sich die handelnden Figuren aus einem Kollektiv heraus, das betrachtende Worte im Chor spricht. Witzig sind auch die drei Ritter (Miriam Wunder, Tim Neuhaus, Daniel Nosbüsch), die in fast jeder Szene auftauchen und die Parzival als große Vorbilder annimmt. Eine sehr gelungene und mitreißende Inszenierung mit einem tollen Ensemble.

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