Kunsthochdrei Museum sagt für dieses Jahr Kunsthochdrei-Veranstaltungen ab

Kooperation aus Literatur, Musik und Kunst steht nach dem Weggang von Gerhard Finckh vorerst vor dem Aus. Partner des Von der Heydt-Museums reagieren überrascht und enttäuscht.

2019 stellten sie ein letztes Mal gemeinsam „Kunsthochdrei“ vor: (v.l.) Gerhard Finckh, Anne Linsel, Lutz-Werner Hesse.

2019 stellten sie ein letztes Mal gemeinsam „Kunsthochdrei“ vor: (v.l.) Gerhard Finckh, Anne Linsel, Lutz-Werner Hesse.

Foto: Fischer, Andreas

Lutz-Werner Hesse ist enttäuscht. „Ich bedaure die Absage sehr, sie hat uns überrascht“, sagt der geschäftsführende Direktor der Musikhochschule Wuppertal und Mitorganisator des erfolgreichen Kulturformats „Kunsthochdrei“, dessen 13. Ausgabe in diesem Jahr nicht stattfindet. Abgesagt vom Von der Heydt-Museum mit der Begründung, dass Konzepte für die nächste Zeit überlegt und mit dem neuen Direktor des Hauses abgestimmt werden müssen – Roland Mönig tritt bekanntlich am 1. April seinen Dienst an. Hesse und die Vorsitzende des Literaturhaus-Vereins, Anne Linsel, die das Format mit dem letzten Museumschef Gerhard Finckh entwickelt hatten, sehen das anders. Es sei kommuniziert worden, die Reihe 2020 fortzusetzen, damit der neue Chef sich eine Meinung bilden und besser entscheiden könne, so Linsel.

2008 gewann Anne Linsel Lutz-Werner Hesse und Finckh für die Idee, ihre Bereiche bei bestimmten Themen zu attraktiven Veranstaltungen zu vereinigen. Dadurch würden Finckhs kunsthistorische Vorträge lebhafter, erhielten Hesses Studierende die Chance, ihre Konzerte zu moderieren. Eine Idee, die von Anfang ankam: Die jeweils 200 Plätze der fünf Veranstaltungen im Jahr waren immer ausverkauft. 2019 fand sich das Trio ein letztes Mal zusammen, um vier Termine zu organisieren.

Neuer Museumschef soll über Zukunft des Formats entscheiden

Im Herbst des Jahres machten sich Linsel und Hesse dann an die Arbeit für das folgende Programm. „Wir haben es Anfang Januar dieses Jahres bei einem Gespräch mit dem Museum vorgelegt“, so Hesse. Danach sei es in die Kalkulation eingeflossen. Einige Tage später aber sei die Absage vom Museum gekommen. Zur Begründung, erzählt Hesse, seien eine 3000 Euro-Lücke, vertragliche und Haftungsfragen sowie die schlechte personelle Aufstellung des Museums genannt worden, die eine Betreuung der Veranstaltungen nicht erlaube. „Für die 3000 Euro habe ich schnell einen Sponsoren gefunden, die beiden anderen Argumente waren zuvor nie Thema und kann ich nicht beurteilen.“ Die Absage komme nun zu einem Zeitpunkt, da man schon geplant habe. Hätte man damit gerechnet, hätte man sich die Arbeit gespart. Und die Absagen der Künstler, die „unangenehm und peinlich“ seien. Gleichwohl sei er nicht an einem Dissens, sondern an einer weiteren Zusammenarbeit interessiert, wolle das Verhältnis zum Museum nicht weiter belasten, hält Hesse die Hand hin.

Reihe war Publikumsrenner,
aber nicht kostendeckend

 Anne Linsel betont, dass ihre Vorbereitungen in Abstimmung mit dem Museum geschehen seien. Sie ist über das Ende der Serie enttäuscht, betont, dass es „solche Veranstaltungen sonst nicht in der Stadt“ gebe.

Marion Meyer, Pressesprecherin des Museums, versteht die Enttäuschung, bittet aber um Verständnis: „Natürlich tut es uns leid, dass die Reihe in diesem Jahr nicht stattfindet. Wir werden prüfen, ob und unter welchen Voraussetzungen Kunsthochdrei nächstes Jahr fortgesetzt werden kann.“ Bei dem Gesprächstermin im Januar habe nur die Hälfte des Programms gestanden, den Museumsmitarbeitern sei klar geworden, dass sie ihren Anteil nicht mehr hinkriegen konnten. Bislang hatte Gerhard Finckh die ganzen Absprachen und Planungen übernommen, der bekanntlich seit Ende April 2019 im Ruhestand ist. Seine Position konnte erst in einem zweiten Auswahlverfahren besetzt, das Museum musste fast ein Jahr kommissarisch durch Antje Birthälmer geleitet werden. Meyer: „Es ist auch etwas schwierig zu sagen, wer in die Planungen hätte einsteigen müssen.“ Außerdem ist das Museum unterbesetzt und muss in diesem Jahr das Thema Digitalisierung stemmen, „das viel Arbeitskraft binde“.

Der Kunst- und Museumsverein (KMV) hat die Reihe - zuletzt mit 6000 Euro - jährlich gefördert, weil sie nicht kostendeckend gewesen sei, erklärt dessen Vorsitzender Joachim Schmidt-Hermesdorf. Hinzu kam, dass im letzten Jahr der freie Eintritt für Vereinsmitglieder (siehe Kasten) wegfiel, der die Einkommensseite sicherlich nicht gestärkt hat. Er bedaure, dass Kunsthochdrei in diesem Jahr nicht stattfinden könne, erklärt Schmidt-Hermesdorf, bestätigt auch, den Planungen von Hesse und Linsel zugestimmt und 6000 Euro für 2020 in Aussicht gestellt zu haben. Die Kostenkalkulation aber sei deutlich zu hoch ausgefallen, und die Haftung für das wirtschaftliche Risiko habe er nicht zugesagt. Nicht zu vergessen, die Personalkapazitäten des Museums, die anderweitig gebunden seien: „Der Umzug der Museumsverwaltung in das Haus Wall 24 A und die Umbruchsituation in der Museumsleitung haben viel Kraft gekostet. Frau Dr. Birthälmer musste zum Beispiel praktisch zwei Stellen ausfüllen.“

Nun sei der neue Museumschef gefragt. Roland Mönig werde entscheiden, „ob und wie es mit Kunsthochdrei weitergeht“ Und: Der KMV werde seine finanzielle Unterstützung im Falle eines Falles fortsetzen. Denn, so Schmidt-Hermesdorf, „Kunsthochdrei ist eine super-Veranstaltung“.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort