Orgelmusik im Skulpturenpark

Musiker und Theologe Erhard Ufermann stellte das Open Air-Konzert zur Unterstützung des Hilfsprojekts „Gitarren statt Gewehre“ auf die Beine.

Orgelmusik im Skulpturenpark
Foto: Stefan Fries

Wuppertal. Beim Orgel Open Air im Skulpturenpark kam Picknick-Stimmung auf. Entgegen der Wettervorhersage strahlte die Sonne und viele Besucher breiteten Decken aus, um es sich im Schatten der Bäume bequem zu machen. Wen die Sonne nicht störte, setzte sich in eine der Stuhlreihen vor der Bühne. Selbst wer durch den Park schlenderte, verpasste nichts. Die Orgelklänge folgten einem und vermischten sich mit dem Gesang der Vögel.

Wie es sich für ein richtiges Picknick gehört, gab es Essen und Getränke: Das Park-Café stand den 500 Besuchern offen. In Bühnennähe bot ein Stand von „Brot für die Welt“ Säfte und Smoothies aus dem Mixer an — gegen eine Spende für „Gitarren statt Gewehre“, einem im Bürgerkriegsland Kongo ansässigen Hilfsprojekt.

Zur Unterstützung von „Gitarren statt Gewehre“ hatte der Theologe und Musiker Erhard Ufermann das Orgel Open Air auf die Beine gestellt. Es holte die klassische Orgel aus der Kirche und die Hammondorgel aus dem Jazzclub. Das reichhaltige Programm begann um 15 Uhr und endete erst am späten Abend.

Für die Lettin Iveta Apkalna ist Orgelspielen keine Pflicht, sondern Kür. Bei Organisten seien Hände wie Füße gleichermaßen gefordert. „Ja, wir können eigentlich Step tanzen.“ Und wie! In wirbelnder Dynamik interpretierte sie Bachs „Toccata d-Moll“. Auch bei Philip Glass’ „Satyagraha“-Musik, die auf nur zwei Motiven basierte, entlockte sie ihrem Instrument immer neue Farben. Ein virtuoser Tanz über die Pedale waren die Variationen über ein Thema von Paganini. Dankbar tätschelte Apkalna beim Applaus ihren rechten Fuß.

Barbara Dennerlein war die zweite preisgekrönte Solistin. Die Münchner Jazzmusikerin begeisterte mit dem warmen, pulsierenden Klang der Hammondorgel. Beim „Elephant Blues“ wurden die mächtigen Schritte des Tiers durch Bass-Sounds aus dem Sampler akzentuiert.

Den „Stormy Weather Blues“ dagegen spielte sie nicht. Der habe bei anderen Konzerten Regen verursacht. Ob nun ein Scherz oder nicht - das schlechte Wetter machte zum Glück einen großen Bogen um das Orgel Open Air.

Hammond-Spieler Frank Chastenier schlug auch schon mal mit der flachen Hand auf die Tasten, damit die Akkorde noch fülliger klangen. Fürs „Organ Special“ brachte er ein erstklassiges Quartett auf die Bühne. Karolina Strassmayer, Chasteniers Kollegin bei der WDR Big Band, steuerte vibrierende Saxophonsoli bei. Schlagzeuger Drori Mondlak jonglierte elegant mit dem Beat. Thomas Stabenows Bass hielt das Gespann zusammen.

Klassisch ging’s weiter mit zwei Wuppertalern. Wolfgang Kläsener spielte Saint-Saens’ „Karneval der Tiere“ auf einer dreimanualigen Orgel. Schauspieler Bernd Kuschmann lieh der tierischen Versammlung seine nuancenreiche Stimme. Vom brummigen „Meister Löwen“ bis zum bunt durcheinander singenden „Chor der Vögel“. Ein musikalisch-literarischer Spaß, für den das Duo Bravo-Rufe einheimste.

Die lokalen Größen Jens Peter Enk und Andre Enthöfer improvisierten leidenschaftlich über Kirchenlieder. In seiner „Rhapsodie“ spielte Enthöfer auf seinem Saxophon dichte Ballungen von Akkorden, während Enks Orgel sich in ähnlichen Höhen wie das Instrument seines Partners bewegte.

Die Möglichkeiten der Kirchenorgel reizte Matthias Nagel noch weiter aus. Er spielte Soul und eine „Toccata“ im Rockformat. Für den jeweils passenden Groove sorgte Nagels Schwiegersohn, der Schlagzeuger Peter Weissink. Ob diese familiäre Nähe denn nicht manchmal ein Problem sei, wurden beide gefragt. Das komme vor. Aber das gemeinsame Spiel könne auch helfen. „Musik ist die Lösung, wenn’s mal kracht.“

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort