Organisten trotzen den Tücken der digitalen Technik

Beim Preisträgerkonzert des Internationalen Orgelwettbewerbs gab es Probleme mit der Sauer-Orgel. Eunwoo Lee meisterte sie bravourös.

Organisten trotzen den Tücken der digitalen Technik
Foto: Gerhard Bartsch

Wer kennt sie nicht, die alltäglichen digitalen Tücken. Man arbeitet frohgemut am Computer und schwups stürzt er ab. Bis das Teil endlich wieder ordentlich funktioniert, vergeht eine gefühlte halbe Ewigkeit. Nun hatte es auch die große Sauer-Orgel im Großen Saal der Stadthalle erwischt. Und das auch noch während des Preisträgerkonzerts des Internationalen Orgelwettbewerbs. Ja, auch die kommt nicht ohne die neuesten technischen Errungenschaften aus.

Eunwoo Lee, der der zweite Preis zuerkannt wurde, setzte sich an den fahrbaren Spieltisch, während Registrant Wolfgang Kläsener den Strom einschaltete. Und — die von ihr vorher einprogrammierten Klänge waren weg. Ein paar Mal wurde die Königin der Instrumente aus und wieder angemacht. Aber sie kam nicht so richtig in die Gänge. Irgendwie schaffte die junge Organistin aus Südkorea es dann doch noch, adäquate Klänge den Pfeifen zu entlocken. Und so spielte sie mit einiger Verspätung bravourös die „Improvisation sur Victimae paschali laudes“ aus der Feder des großen französischen katholischen Mystikers Charles Arnaud Tournemire.

Jury-Vorsitzender Winfried Bönig lobte deswegen die Studentin an der Musikhochschule „Felix Mendxelssohn Bartholdy“ in Leipzig: „Wie sie das in den Griff bekommen hat, war absolut professionell. Andere hätten gesagt, dass sie so eigentlich nicht spielen können.“ Bei diesem Malheur blieb es zum Glück.

Nicht nur Eunwoo Lee, sondern auch die ebenfalls in Südkorea aufgewachsene Nachwuchsmusikerin Jihee Rhim und Alberto Brigandi aus Italien überzeugten vor einem überschaubaren Publikum mit bereits hohem Spielniveau. Das wundert nicht, wenn man die Lebensläufe der drei Organisten liest. Sie sind gespickt mit Musikhochschulen, an denen sie studierten oder noch studieren und namhaften Musikern, bei denen Meisterkurse belegt wurden. Außerdem haben sie schon Preise bei anderen Orgelwettbewerben errungen.

Um die Tanz-Toccata des österreichischen Komponisten und Organisten Anton Heiller (1923-1979) eingängig vermitteln zu können, bedarf es einer tiefen Durchdringung des Notentextes und eines großen Verstehens der komplexen nicht tonalen Tonsprache. Diesen tiefen Zugang zu dem Werk bekundete Jihee Rhim, Gewinnerin des dritten Preises, eindrucksvoll dank großer musikalischer Spannungsbögen und differenzierten Registrierungen.

Aus der Stadthallen-Orgel mit ihrem der französischen Orgelsymphonik nahe kommenden Grundcharakter barocke Musik adäquat zum Erklingen zu bringen, bedarf es präziser Klangvorstellungen und einer nicht geringen Erfahrung im Umgang mit den Orgelregistern. Alberto Brigandi stellte diese Eigenschaften eindrucksvoll unter Beweis. Denn erstklassig intonierte Alberto Brigandi, Träger des ersten Preises, gleich zu Beginn der Matinee Dietrich Buxtehudes „Magnificat primi toni“ (BuxWV 203) und Johann Sebastian Bachs „Trio super: Herr Jesu Christ, dich zu uns wend“ (BWV 655).

Dementsprechend wurden die Interpreten nach ihren Vorträgen bei der Preisverleihung mit begeistertem Applaus zusätzlich geehrt. Auch mit spätromantische Klängen verstand Brigandi umzugehen. Das stellte er anschließend anhand von Max Regers „Benedictus (op. 59/9) als Ausklang unter Beweis.

Veranstaltet wird der Internationale Orgelwettbewerb in Kooperation mit der Stadthalle von der Kölner Hochschule für Musik und Tanz. Rektor Heinz Geuen betonte mit seinen Grußworten, dass der künstlerische Fluss zwischen dem Kölner Hauptsitz und dem Standort Wuppertal lebendig sei. Obwohl das Institut international beachtet ist, sei es ferner lokal vernetzt. Er freut sich, dass ihm mit der Wuppertaler Stadthalle ein hervorragender Ort für Veranstaltungen zur Verfügung steht.

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