Wuppertaler Meisterwerke Opfergaben für die Perlengöttin

Ein Jahr vor seinem Tod schuf Paul Gaugin das Werk Stillleben mit exotischen Vögeln.

Wuppertaler Meisterwerke: Opfergaben für die Perlengöttin
Foto: Von der Heydt-Museum

Wuppertal. An der Börse verdiente der Künstler Paul Gauguin (1848-1903) zunächst sein Geld. Er strebte jedoch so nach persönlicher und künstlerischer Freiheit, dass er seine Maklerkarriere mit 35 Jahren aufgab und sich ganz der Malerei widmete. Die westliche Zivilisation erschien ihm allerdings zu abstoßend, um sie in seinen Werken festzuhalten. Stattdessen machte er sich am anderen Ende der Welt auf die Suche nach dem Archaischen und Ursprünglichen.

Im Jahr 1891 reiste er erstmals nach Tahiti, wo er sich vier Jahre später endgültig niederließ. Schmerzhaft musste er erfahren, dass das Paradies auch seine Kehrseiten hat. Zuletzt lebte er unter schwierigen Verhältnissen auf dem abgelegenen Archipel der Marquesas.

Ein Jahr vor seinem Tod entstand das „Stillleben mit exotischen Vögeln“ (1902) aus der Sammlung des Von der Heydt-Museums. Das Werk ist ab 25. Oktober auch in der Ausstellung „Degas & Rodin — Wettlauf der Giganten zur Moderne“ zu sehen. Es zeigt einen Tisch mit weißem Tuch, dessen heller Untergrund in vielfältigen Rosa-, Blau- und Grüntönen schimmert. Umgeben von vereinzelten Blüten liegen darauf prächtige exotische Vögel. Im Zentrum des Bildes aber steht die von Gauguin geschaffene, weibliche Kultfigur „Idol with Pearl“, ein kleines Götterbild im Stil der Südseeinsel.

Tief in den dunklen Hintergrund getaucht, erscheint die Skulptur als Ruhe verheißendes Symbol der Ewigkeit im Gegensatz zu den schillernden und vergänglichen Dingen im Vordergrund, die sich auch als Opfergaben deuten lassen. In Anbetracht der Lebenssituation des Künstlers, der in dieser Zeit mehrfach daran dachte, seinem Leben ein Ende zu setzen, scheint es, dass Gauguins Auseinandersetzung mit Ewigkeit, Religion und dem Tod zu dieser Komposition geführt hat. Das Neuartige des Bildes liegt in der ungewöhnliche Perspektive. Die wenigen Linien des Tisches lösen sich von der Tiefenraumdarstellung und streben eine spannungsreiche Flächengliederung an.

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