Neues Projekt: OAA goes GWG „Dont worry“ - kunstvolle Aufmunterung gegen die Tristesse

Wuppertal · OAA goes GWG, das neueste Projekt von Frank N und Birgit Pardun, bringt Kunst an eine Hauswand an der Agnes-Miegel-Straße.

 „dont worry“ heißt es jetzt am Agnes-Miegel-Weg: (v.l.)  Oliver Zier, Frank N und Birgit Pardun.

„dont worry“ heißt es jetzt am Agnes-Miegel-Weg: (v.l.)  Oliver Zier, Frank N und Birgit Pardun.

Foto: anna schwartz

Eine tolle Herausforderung sei es, an die sie sich herantasten wolle, und ein offener Prozess, der sie motiviere. Sagt Birgit Pardun und Frank N schwärmt mit dem Blick auf bald ein Jahr Kunst an Plakatwänden im Stadtgebiet für den öffentlichen Ausstellungsraum an sich.  Seit dem gestrigen Montag   ist der um eine öffentliche Fläche in Wuppertal reicher. „OAA goes GWG“  heißt eine neue Kooperation. Konkret wurde eine Hauswand an  der Agnes-Miegel-Straße   mit einer Fotoarbeit von Frank N bedeckt. Ein Hingucker, der nicht nur die unattraktive Fassade des Flachbaus verdeckt, sondern zum Nachdenken anregt.

Oliver Zier ist Geschäftsführer der Gemeinnützigen Wohnungsbaugesellschaft mbH Wuppertal (GWG), die sich nicht nur um das berühmte Dach über dem Kopf der Menschen  kümmere, sondern sich auch  ökologischen, ökonomischen und  sozialen  Aspekten verpflichtet fühle, erzählt Zier, wie es zur Kooperation von Kunst und Wohnungswirtschaft kam. Als  kulturell interesssiertem Menschen sei ihm das Projekt OAA (Out and about) natürlich aufgefallen, das im letzten Jahr freie Plakatwände der Firma Ströer als Ausstellungsflächen nutzte und die Stadt so in eine open Air-Galerie verwandelte. Irgendwann kam ihm die Idee, Kunst auch auf seine zahlreichen Hausfassaden zu bringen.  Beginn zahlreicher Gespräche mit den Initiatoren von OAA, die sich sehr darüber freuen, weitere Möglichkeiten zu erhalten, „Kunst im öffentlichen Raum großflächig sichtbar zu machen“, so Pardun.

Mit der Kunst soll auch 
ein Zeichen gesetzt werden

„Kunst am Bau“ - das war in den 1950er Jahren auch bei der GWG Programm. Damals bedeutete das meist Sgrafitti - Kratzbilder schemenhaft dargestellter Menschen, Tiere, Häuser oder Gebäude.  Heute müssen die in die Jahre gekommenen Siedlungen modernisert und attraktiviert werden. Man wolle dabei  nicht bei der Gestaltung der Flächen, etwa durch Begrünung, stehen bleiben, so Zier, sondern weitergehen, „Kunst dahin bringen und so ein  Zeichen setzen“. Nicht nur als Konsumangebot an die Bewohner, sondern auch  als Möglichkeit der Begegnung mit Kunst, der Auseinandersetzung mit den Aussagen der Künstler. „Wir wären dann der Mittler zwischen Kunst und Bewohnern.“

Mit den Ideen im Kopf machte sich das frischgebackene Team auf große Rundfahrt, durch die Stadt, galt es doch gemeinsam die passenden Orte auszuwählen. GWG-Pressesprecherin Nadja Lindner erinnert sich: „Ein cleaner Häuserzug   etwa bot sich  für eine Schlange als verbindendem Element an“ - so wie die  Nachbarschaft verbinde. Eine fensterreiche Front erschien eher für ein Kunstwerk geeignet, das diese bewusst einschloss.  Am Ende der Besichtigung standen noch knapp zehn Objekte auf der Liste, von denen jetzt drei sukzessive entweder dauerhaft mit einem Kunstwerk verbunden   oder für Wechselausstellungen genutzt werden sollen.

Den Anfang macht ein Flachbau vor dem ersten Hochhaus der etwa 350 Wohneinheiten umfassenden Siedlung an der Agnes-Miegel-Straße in Nächstebreck. Eingang zu einem Quartier, das über 50 Jahre alt ist und derzeit erneuert wird.  Vor einer 15 Meter langen und 3,80 Meter hohen  Seitenwand hängt seit Montag die Fotoarbeit   „Dont worry“ - der leuchtende Schriftzug vor dunklem Hintergrund wurde auf eine Lkw-Plane aufgebracht. Frank N’s ambivalente wie leicht provokative Arbeit mag an das Lied von Bobby McFerrin aus dem Jahr 2009 erinnern. Sicher aber passt er in die durch die Coronakrise geprägte Zeit, in der „so vieles weggebrochen ist,  den Menschen langsam die Luft ausgeht“, so Zier. Dem wolle er etwas entgegensetzen,  sagen, dass es weitergehe so wie das Quartier selbst im Aufbruch sei.

Drei Monate soll das Kunstwerk dort hängen, danach das zweite folgen. Wie lang die Wechselaustellung dauern wird, ist offen. Sei keine Frage der Finanzierung, erklärt  Zier, hänge eher davon ab, wie lange das Projekt funktioniere.

Derweil werden  die nächsten Flächen mit OAA diskutiert und weitere Ideen entwickelt. Im Rahmen des Solar Decathlon Europe  steht die Gestaltung der Alten Glaserei an der Nordbahntrasse an (die ehemalige Produktionshalle der Glaserei Hoening wird  gemeinsam von dem Publik e.V., der Alten Feuerwache und der GWG zur neuen „Alten Glaserei“). „Die hat sehr große Flächen, die sich für Kunst anbieten“, denkt Zier laut nach. Demnächst wolle man sich diese zusammen mit den Künstlern anschauen - mit Birgit Pardun und Frank N, über die die GWG weitere Künstler aus der Kunstszene einbinden will. OAA fungiert  dabei als Schnittstelle.

Wie die Kunst an den Wohnhäusern der GWG  von den Bewohnern angenommen wird, wird sich zeigen. Der barrierefreie und kostenlose Kunst-Zugang sei ein Angebot, sagt der Geschäftsführer, der durch Informationen unterfüttert werden soll, die im Bild (über einen QR-Code) oder an der Seite gelesen werden können.

Mehr Kommunikation zwischen Publikum und Kreativen freilich, durch die Kunst erst lebendig werde, so Frank N, gibt es coronabedingt vorerst kaum. Zier hofft, dass es spätestens im Juni   mehr Kontakt-Möglichkeiten gibt. Im Lied des US-amerikanischen Sängers folgen jedenfalls die aufmunternden Worte: „Be happy“.

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