Neurosen zwischen Buchdeckeln: Hägers Debüt als Roman-Autor

Dirk Michael Häger geht unter die Roman-Autoren. Am Freitag liest der 45-Jährige in der Huppertsberg-Fabrik.

Herr Häger, Sie arbeiten an Ihrem ersten Roman. Wovon handelt „Beaumonde oder Das elfte Gebot“?

Dirk Michael Häger: Von Alex, einem „jungen Mann“, der sich mit seinen diversen, mitunter wundersamen Anfang-40-Neurosen herumschlägt. Das heißt: Eigentlich kultiviert er sie, was nicht immer zum Vergnügen seiner Mitmenschen geschieht — ein Thema, bei dem ich aus einem reichen Erfahrungsschatz plündern darf.

Was passiert konkret?

Häger: Bei einem Leichenschmaus wird Alex mit seinem Kindheitstrauma konfrontiert: Er, das ehemalige Kindermodel, gerät ausgerechnet in die Runde einiger radikaler Schönheitsfanatiker. Und das hat Folgen. Es ist eine schwarzhumorige Gesellschaftssatire, die sich bald zum Thriller ausweitet.

Wann und wo wird Ihr Buch erscheinen?

Häger: Oh, die Frage klingt gut — richtig gut. Geht sie doch davon aus, dass mein Buch erscheinen wird. Das freut mich sehr, denn es handelt sich ja um mein Debüt. Bis auf meine „Geschichten, die die Welt nicht braucht — ich aber“, die alle sehr kurz sind, bin ich im Prosabereich ein Neuling.

Sie sind vor allem in der Filmbranche aktiv. Was ist nun neu?

Häger: Meine Filmdrehbücher funktionieren ganz anders, sind in allem kürzer und lassen sehr viel aus — was der spätere Film über die Bilder erzählen wird. Beim Roman kann ich mich in Beschreibungen und Wortschöpfungen „austoben“, darf allerdings nicht die Geschichte aus den Augen verlieren. Aber auch umgekehrt: Wenn etwa ein Thriller nur auf die Spannung zielt, aber sprachlich dürfig ist, lese ich nicht weiter, weil ich mich mehr ärgere als unterhalten fühle. Da bin ich selbst ein sehr kritischer Leser. Jedenfalls habe ich großen Respekt vor dieser Aufgabe: Spannung, Witz und Wort so zu verbinden, dass es passt und vielleicht sogar als Stil erkannt wird. Aber: Noch ist „Beaumonde“ ein Manuskript und die spannende Frage, welcher Verlag, sich wann dafür entscheiden wird, offen.

Wenn Sie am Freitag im Rahmen von „Wuppertal 24 Stunden live“ aus Ihrem Manuskript lesen, erwartet das Publikum mehr als „nur“ die Kraft des Wortes. Was genau planen Sie?

Häger: Die Idee ist, dass Künstler aus der Huppertsberg-Fabrik diese in Szene setzen. Das ist immer ein Experiment, denn wie schon in den beiden Jahren zuvor wird es eine Performance sein.

Was genau erwartet die Gäste?

Häger: Wort und Tanz (Milton Camilo), Musik (Herbert Schneider) und Installationen (Lobomob) verschmelzen miteinander, treten aber auch in Kontrast zueinander. Neu ist dieses Jahr, dass Christian von Grumbkow auf Großleinwänden dazu malen wird. Dabei hoffe ich doppelt auf die „Kraft des Wortes“. Denn anders als bei einer klassischen Lesung muss ich erreichen, dass meine Künstlerkollegen es in ihre Sprache übersetzen und ihre ganz eigenen Bilder dazu finden. Um ehrlich zu sein: Ich bin da ganz zuversichtlich.

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