Matthias Ruthenberg las zum Ausstellungsende Aneinandergereihte Alltagsmomente

Neuer Kunstvrein Wuppertal: Matthias Ruthenberg las zum Ausstellungsende .

 Matthias Ruthenberg beendete seine Ausstellung mit einer Lesung.

Matthias Ruthenberg beendete seine Ausstellung mit einer Lesung.

Foto: Fischer, Andreas H503840

„Altablage '21 – Zeichnungen, Notate usw.“ heißt die Ausstellung, die Matthias Ruthenberg beim Neuen Kunstverein Wuppertal gestaltet hat. Zum Abschluss las er nun Fragmente, Gedichte und Teile aus Songtexten der letzten 15 Jahre vor.

Die Materialien? Günstige Filzstifte, billige Taschentücher und recycelte Papierordner. Die Motive? Google-Suchanfragen und Master Cards. Ein Zusammenspiel aus Gegenständen, die jeder zu Hause hat, und Symbolen, die unseren Alltag bestimmen. „Ich habe die Form und Struktur der Taschentücher beibehalten, denn für mich bedeuten sie Trauer, Trost oder auch Krankheit. Diese Eigenschaften wollte ich beibehalten“, erklärt  Ruthenberg. „Ich habe zu Hause unfassbar schlechtes Internet. Wenn ich eine Suchanfrage bei Google stelle, erscheint erstmal eine verschwommene Farboberfläche. Die habe ich abfotografiert und dadurch meine Arbeit erstellt.“

80 Ordner mit den Titeln der jeweiligen Suchanfragen und passenden Farbmuster waren in der Ausstellung zu sehen. Sie tragen Namen wie  „Tutorial Gesamtkunstwerk – 29.04.2021“, „Friedliches ohne-einander – Samstag März 2021“ oder  „Was man trotz fünf Absagen halt so schafft – 28.07.2021“. Zudem gab es die Wand der „Master Card Variationen“. Geldkarten verbinden wir mit Träumen, Geld, Wunscherfüllung oder auch Armut. Ebenfalls 80 Taschentücher haben hier ihre Verwendung gefunden, diesmal im gefalteten Zustand, um die Form der Master Card nachzuahmen. Die insgesamt 700 vom Künstler benutzten Filzstifte waren,  mit Hilfe von Büroklammern zu einem Vorhang verknüpft, ebenfalls zu sehen - als Verbindungsstück der Werke.

„Bei einer Ausstellung geht es nicht nur um die Kunst, der Raum spielt eine große Rolle. Ich wollte einen Raum mit Tiefe und habe dementsprechend die Lichtverhältnisse und meine Kunst angepasst. Die Idee, meine Werke in Papierordner zu heften, ist erst durch den Raum entstanden. Für die Musik hatte ich nur drei Tage Zeit, aber die Klänge der Musikschule nebenan haben mich sehr inspiriert“, erzählt   Ruthenberg. Er öffnete die Büroatmosphäre mit Klängen, die er aus dem Radio zusammengemischt und 80-fach verlangsamt hat – eine Zahl, die sich durch seine Ausstellung zieht.

Eine Aneinander-Reihung von Momentaufnahmen unseres Alltags, die sich mit dem Tod, Armut, Geld oder der Erinnerung  auseinandersetzen. Die Lesung Ruthenbergs ging humorvoll, aber auch ernst die Themen seiner Ausstellung an und ermutigte die Hörer dazu, ihre eigenen Momentaufnahmen zu gestalten.

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