Neue Ausstellung ordnet die Barmer Erklärung ein

In einer neuen Ausstellung in der City-Kirche können Besucher die Bedeutung und das Wirken des Glaubenszeugnisses über die vergangenen 80 Jahre nachvollziehen.

Neue Ausstellung ordnet die Barmer Erklärung ein
Foto: Andreas Fischer

Barmen. In der Barmer City-Kirche ist am heutigen Montag eine Dauerausstellung zur Barmer Theologischen Erklärung eröffnet worden — am Ort ihrer Entstehung. Nicht nur wichtig in ihrer Zeit, wirkt die Erklärung bis heute und tut dies weltweit. Sie ist ein Stück Wuppertaler Geschichte, das man ohne Weiteres in einem Atem mit der Schwebebahn, der Frühindustrialisierung oder Friedrich Engels nennen kann. Und das Beste: Es ist faszinierend, sie zu erkunden.

Wer in den Laden der City-Kirche kommt, der wird fast hineingezogen in die Ausstellung dahinter. Vorbei an den Portraits von Luther, Zwingli, Melanchton und Calvin geht der Blick einen Gang entlang, fällt weit hinten auf bewegte Bilder eines NS-Aufmarschs.

Ab jetzt braucht man nur seiner Neugier zu folgen. „Wir haben hier unterschiedliche Zeugnisse für unterschiedliche Leute zusammengetragen“, sagt Projektleiter Pfarrer Martin Engels. „Für jemanden, der nur mal eine halbe Stunde Zeit hat, oder für Menschen, die hier ihre Studien treiben wollen.“

Herausgekommen ist zum einen eine zeitliche Reihung, von der Reformationszeit bis heute. Zum anderen eine räumliche Collage mit den Blättern der Erklärung im Mittelpunkt. An jeder Stelle können Besucher in die Tiefe gehen, Details nachspüren. Und für jede Zeit, auch für das Heute, wird die Frage nach der Beziehung von Glaube und Gesellschaft immer neu gestellt.

Engels: „Wir wollen hier darstellen, nicht bewerten. Und keine Heldengeschichte erzählen.“ Da gibt es das, was die Ausstellung blinde Flecken der Erklärung nennt. Umgesetzt durch dunkle Klappen: Hebt man sie an, kommen Zeugnisse politischer Verfolgung oder von Antisemitismus der Machthaber zum Vorschein.

Engels: „Es bleibt offen, ob die Synodalen das nicht gesehen haben oder nicht sehen wollten.“ Der Fokus damals habe auf der Auseinandersetzung Bekennende Kirche — Deutsche Christen gelegen, auf dem Eingriff des Staates in die Kirche.

Martin Engels

Wohl ist die Ausstellung stark vom schriftlichen Wort geprägt, das liegt in der Natur der Sache. Sie lockert aber auf, wo immer sie kann. Mit dezent eingespielten Liedern, die auf der Synode gesungen wurden, mit Filmausschnitten.

Es gibt Hörer zum Abnehmen, hier kann man zum Beispiel Hörproben aus Leni Immers Buch „Meine Jugend im Kirchenkampf“ nehmen.

Die Gänge der Ausstellung führen in den Kirchenraum, ins Heute. Dort kann man der Ausstellung eigene Erinnerungen hinzufügen, hören, was andere zu erzählen haben. Engels: „Die Ausstellung soll sich entwickeln. Und wir wollen mit ihr arbeiten“, sagt Engels.

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