Musikschulen (9): Heiteres Rätselraten im Musikunterricht

An der Bergischen Musikschule rauchen die Köpfe: Reiner Schmidt spielt Stücke, die seine Schüler zeitlich einordnen sollen. 9. Teil der WZ-Serie "Musikschulen in Wuppertal".

Wuppertal. Die Köpfe rauchen. Was war das nur für ein Klang, den Kursleiter Reiner Schmidt gerade am Klavier angeschlagen hat? "Moll mit großer Sieben? Nein - dafür klingt es nicht schräg genug", tastet sich Tim Tewes voran. "Was dominiert im Klang?", gibt Schmidt einen Tipp. Sarah Jeske rätselt: "Er ist sehr eng."

Sechs junge Erwachsene treffen sich jede Woche für eineinhalb Stunden mit Reiner Schmidt, um Gehörbildung und Harmonielehre zu büffeln. Die meisten von ihnen wollen Musik zu ihrem Beruf machen - wie Pina Mohs (Oboe) Sarah Jeske (Querflöte) und Aline Wolzenburg (Querflöte). Die Schwestern Julia und Emilia Gauerhof (beide Geige) haben noch etwas Zeit, sind jedoch ebenfalls fest zum Musikstudium entschlossen. Nur Tim Tewes (Klavier) nimmt einfach interessehalber am Kurs teil.

Seit fast drei Jahren läuft der Kurs. Allmählich kennen die Teilnehmer die wichtigsten Klänge und Tonverbindungen. Die reine Theorie wird weniger, dafür steigt der Anteil an Gehörbildung und Literaturstudium. Jede Woche spielt Schmidt den Musikern ein Stück vor, das sie stilistisch und zeitlich einordnen sollen.

Virtuos perlen die Klaviertöne aus der Stereoanlage. Was könnte das sein? "Vielleicht Chopin, meine Schwester spielt gerade etwas Ähnliches", schlägt Julia vor. "Es klingt so traurig", findet auch Aline. Gut geraten - Robert Schumann ist ein Zeitgenosse von Chopin und seine Abegg-Variationen von 1830 ähneln dessen anspruchsvollen Solostücken.

Jetzt sollen die Schüler die Melodie aus den Klangkaskaden heraushören. "Dreiertakt, mit einem Viertel Auftakt" - so viel steht fest. Doch dann wird es schwierig. Manche Teilnehmer malen dicke Noten auf ihr Notenpapier, andere skizzieren vorsichtig ein paar dünne Punkte. Die Leertakte dominieren.

"Versucht, die Melodik durch Einordnung in die Harmoniefolge in den Griff zu kriegen", empfiehlt Schmidt und spielt die Melodie noch mal einzeln am Klavier vor. Am Ende haben nicht alle alles erkannt, dafür aber einen Erkenntnisgewinn: Schumann hatte den Namen "Abegg" in Töne gefasst und dann sequenziert, also auf verschiedenen Tonhöhen wiederholt.

Und schon folgt das nächste Stück: wieder Schumann - mit einem besonderen Akkord. "Wie kommt er hier in das a-Moll rein?", will Schmidt wissen und spielt langsam vor. "Ist das ein kadenzierender Quartsextakkord?", erkennt Emilia richtig. Nach drei Übe-Jahren steigt die Treffer-Rate und die Harmonik wird immer komplizierter. Schließlich wollen fast alle die Aufnahmeprüfungen in Gehörbildung und Harmonielehre schaffen.

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