Musikschulen (4): Musik kennt keine Sprachgrenzen

Baglama-Unterricht in der Wuppertaler Musikschule.

Wuppertal. "Ütsch, dört", zählt Ulas Özagac vor und die acht Schüler beginnen, gemeinsam zu spielen. Die Verständigungssprache ist türkisch, alle stammen aus türkischen Familien. Die Gruppe lernt gemeinsam die türkische Laute Baglama.

"Es ist ein sehr romantisches Instrument und ein Teil der türkischen Kultur, das möchte ich weiterführen" - Ismael Karacay erklärt, warum er sich für dieses Instrument entschieden hat. Der Kurs bei Ulas Özagac gefällt ihm besonders gut: "Er holt mehr raus aus diesem alten Instrument."

Im Gegensatz zu vielen anderen Lehrern unterrichtet der Leiter der Musikschule Wuppertal die Baglama nach Noten. Rund 80Schüler von 9 bis 60 Jahren lernen bei ihm derzeit das türkische Instrument. In sechs Gruppen üben sie nicht nur, die Finger auf die richtigen Saiten zu legen, sondern auch Noten lesen und das Zusammenspiel.

Die Baglama liegt dem blonden Türken, der in Deutschland aufgewachsen ist, am Herzen. "Ich hatte die Musik immer bei meinem Vater gehört und habe in einem türkischen Verein die Baglama gelernt", erzählt Özagac.

Bei Meisterkursen in Istanbul feilte er an seiner Technik und seinem Ausdruck. Anschließend unterrichtet er erst in einer Kölner Musikschule, um im Jahr 2001 in Wuppertal die "Schule für Weltmusik" zu gründen, die er später in "Wuppertaler Musikschule" umbenannte. Vor zwei Jahren initiierte Özagac das Projekt "Baglama für alle". 39 Musikschulen in NRW boten - gefördert vom Kultursekretariat NRW - Baglama-Unterricht an. 350Schüler mit Migrationshintergrund lernten so das Instrument ihrer Kultur. Am 14. Juni erhielt Özagac für sein Engagement den Preis der Duisburger Köhler-Osbahr-Stiftung.

Bei seinen Schülern lässt der 29-Jährige nicht viel durchgehen: "Ne, einer spielt falsch - nochmal von vorne, jetzt aber ohne Fehler!" Erst wenn der Rhythmus richtig sitzt und alle die richtigen Töne spielen, kommt der nächste Teil. Dazwischen spielt Özagac eine zweite Stimme, bei der er die Saiten nur mit den Fingern antippt, statt mit einem Plättchen zu zupfen. "Im November treten wir beim Festival der Stimmen in der Immanuelskirche auf", berichtet er stolz.

Die 20 besten Schüler dürfen dann im Baglama-Orchester mitspielen. Doch auch sonst tritt das Ensemble häufig bei internationalen Festen oder Zupfmusik-Festivals auf.

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