Musikschule Musik mit Rechtsgrundlagen

Raphael Amend ist seit seinem vierten Lebensjahr an der Bergischen Musikschule. Jetzt ist er ihr neuer Vizechef geworden.

Musikschule: Musik mit Rechtsgrundlagen
Foto: Andreas Fischer

Wuppertal. „Es ist ein Bürojob, fühlt sich aber gar nicht so an“, sagt Raphael Amend. Der 30-Jährige ist eigentlich Geiger und Geigenlehrer, aber im Hauptberuf nun neuer stellvertretender Leiter der Bergischen Musikschule.

Herr Amend, Ihre Arbeitsstätte ist Ihnen ja schon lange vertraut.

Raphael Amend: Das kann man wohl sagen. Seit meinem vierten Lebensjahr bin ich durchgehend an der Bergischen Musikschule — als Schüler, als Sänger und später als Lehrer. Damit habe ich schon während meines Musikstudiums angefangen.

Ist dann überhaupt noch etwas neu für Sie?

Amend: Erstaunlich viel. Es ist superspannend zu sehen, wie die Räder ineinandergreifen können — und manchmal auch könnten. Erst jetzt bekomme ich eine Vorstellung, wie riesig der Betrieb tatsächlich ist — wir haben 6000 Schüler, wenn wir die Singpausen mitrechnen. Da ist jeder Tag anders.

Wie haben Sie sich auf die Verwaltungsstelle vorbereitet?

Amend: Es soll eben jetzt nicht mehr eine reine Verwaltungsstelle sein, sondern es soll auch fachliche Kompetenz zum Tragen kommen. Ich habe das Glück gehabt, dass ich beim Jeki-Projekt (Jedem Kind ein Instrument) an der Organisation beteiligt gewesen bin. Dabei habe ich schon immer überlegt, was man besser machen könnte. 2012 habe ich die neu geschaffene Stelle für die Kooperation mit allgemeinbildenden Schulen bekommen. Da habe ich schon überlegt, ob mir die Richtung liegt.

Haben Sie sich dafür fachlich fortgebildet?

Amend: Im vorigen Jahr habe ich den Musikschulleiter-Lehrgang in Trossingen absolviert — mit all den ganz schlimmen Sachen (lacht): vor allem viel Rechtsgrundlagen wie Haushaltsrecht und Tarifverträge.

Waren Sie der Jüngste?

Amend: Die Älteren waren schon in der Überzahl, aber es gab auch einige in meinem Alter.

Haben Sie noch Zeit, selbst zu unterrichten?

Amend: Ich habe noch zehn Schüler, das macht etwa ein Viertel meiner Arbeitszeit aus. Ich finde es auch ganz wichtig, drinzubleiben, um mit den Kollegen auf Augenhöhe diskutieren zu können.

Spielen Sie denn noch im Salonorchester Oh là là?

Amend: Das ist die einzige Möglichkeit, dass ich noch selber Geige spiele und üben muss — sonst würde das einschlafen.

Wie wirkt sich die Verkürzung der Schulzeit auf die Bergische Musikschule aus?

Amend: Wir bekommen durch die längeren Schultage massive Terminprobleme. Früher konnten wir Unterrichtsstunden von 13 bis 19 Uhr anbieten, heute können wir mit Glück um 14 oder 14.30 Uhr anfangen. Auch die Zeit fürs Üben zu Hause ist viel knapper. Wir müssen mehr im Unterricht üben, weil es die Kinder zu Hause nicht mehr schaffen. Das wirkt sich aufs Niveau aus: Viele erreichen nicht mehr das Niveau, auf dem sie Beethoven und Debussy spielen könnten.

Inklusion ist an den allgemeinbildenden Schulen ein großes Thema. Gilt das auch für die Bergische Musikschule?

Amend: Inklusion ist auch für uns wichtig. Allerdings nicht als Arbeit für Menschen mit Behinderung, sondern als Angebot für alle. Es sollen auch Erwachsene und Senioren angesprochen werden, bereits jetzt sind 823 unserer Schüler Erwachsene. Wir wollen aber auch bewusst Behinderte und Flüchtlinge in unsere Häuser in den verschiedenen Stadtteilen holen — ohne dass die Qualität eine andere wird. Zur Inklusion gehört aber auch die Förderung der besonders Begabten.

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