Musical: Hommage an die Angst

Tim Fischer ist Adam Schaf: Im Forum singt er vom Träumen, Lieben und Hoffen.

Wuppertal. Der Held steckt in der Krise. Verbissen versucht dieser abgehalfterte Star namens Adam Schaf, seinen kurzen Text zu repetieren, doch immer wieder bleibt er stecken. Nichts scheint mehr übrig von der lockeren Unbekümmertheit, mit der er einst die Bühnen von Aschaffenburg bis Zwickau eroberte. Das einzige, was er aus dem Ärmel schüttelt, sind seine unerfüllten Träume, verpatzten Hoffnungen und nicht gelebten Lieben.

Deshalb hat Adam Schaf Angst, und diese Lebensabendfurcht kompensiert er durch ein aufregendes Bühnenspektakel. Dargestellt, gespielt und gesungen wurde "Adam Schaf hat Angst" beim Gastspiel im Forum von Tim Fischer. Und das Publikum war von dem Chansonnier und Selbstdarsteller restlos fasziniert.

Nun macht das Musical in zwei Akten, das von Regisseur Georg Kreisler seinem Hauptdarsteller auf den makellosen Leib geschneidert wurde, auch wirklich leicht, begeistert zu sein. Zum einen ist der Abend eine tolle Aneinanderreihung dieser wunderbaren, schwarzhumorigen Lieder, die sich Kreisler erdacht hat.

Mal säuselt der wandelbare Darsteller Fischer davon, wie sehr er "fürs Illegale schwärmt und jederzeit gerne die Staatsgewalt missachtet", bietet einen melancholischen Rückblick aufs Leben oder besingt Gelsenkirchen als die "einzige Hüttenakademie, in der statt Seeluft Pressluft im Grubengasparadies" angeboten wird.

Ob er über die schlimmste Einsamkeit zu zweit ("Die Ehe") oder den Stand der Demokratie ("Mit dem Rücken an die Wand") trällert, zirpt oder schmettert: Der knapp 34-Jährige lästert, zürnt, witzelt, greint, klagt an und klärt auf. Alles mit schöner Stimme, hinreißenden Posen, perfekt sichtbar bis auf die Galerie, und schnellem Stimmungswechsel. Begleitet wird er dabei von dem Pianisten Rüdiger Mühleisen.

Kreisler hätte sich für seine bitterbösen Lieder, die Deutschlands Vergangenheit und Zukunft ins Visier nehmen, keinen Besseren wünschen können. Und wie immer hat Fischer Lust an der Pose und am Kostümwechsel. Nach der Pause taucht der Sänger in einem roséfarbenen Tüllkleid mit gleichfarbiger Perücke auf und gönnt sich wenig später einen Umzug, eine Betrachtung seines nackten, zarten Oberkörpers inklusive - was den Herzschlag einiger Zuschauer sichtlich beschleunigt.

Stehende Ovationen waren der Lohn für den kurzweiligen, abwechslungsreichen Abend, an dem die durch Mikro-Port verstärkte und leicht verzerrte Stimme nur anfangs störte. Die Besucher waren komplett begeistert.

Mehr Infos im Internet: www.timfischer.de

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