Monteverdi: Aus dem Zufallsfund wird eine CD

„Die Krönung der Poppea“ war vor fast 50 Jahren in Wuppertal zu hören. Nun ist die Opern-Version auf CD zu erleben.

Wuppertal. „Als junges Mädchen war jede Oper meine.“ Und weil die Musikbegeisterung von Monika Jörgens-Klinkenberg kein bisschen kleiner geworden ist, geben die Wuppertaler Bühnen nun mit großer Freude eine CD heraus.

Aber der Reihe nach: Dass „Die Krönung der Poppea“ fast 50 Jahre nach einer Wuppertaler Monteverdi-Aufführung die CD-Spieler erobern könnte, ist einer glücklichen Fügung zu verdanken — und damit Monika Jörgens-Klinkenberg. Die Opern-Liebhaberin, die Abonnentin des Wuppertaler Sinfonieorchesters ist, ahnte im ersten Moment gar nicht, welchen Schatz sie in Händen hielt — wusste später aber, was zu tun ist. „Ich habe die Schallplatte durch Zufall entdeckt — im Nachlass meiner Eltern“, erzählt Jörgens-Klinkenberg.

Monika Jörgens-Klinkenberg über die Schallplatte, ohne die die CD-Version nicht möglich gewesen wäre.

Als sie einen Vortrag von Michael Okroy zur Geschichte der Bühnen hörte, sprach sie den Historiker an. „ ,Die Schallplatte habe ich zu Hause’, habe ich ihm gesagt.“ Okroy reagierte prompt: Der Historiker, der bereits ein wichtiges Stück lokaler Kulturgeschichte in Buchform gebracht hatte („Vom Stadttheater Barmen zum Opernhaus Wuppertal“), berichtete Bühnen-Geschäftsführer Enno Schaarwächter von dem seltenen Fundstück. Der wiederum hatte schnell einen Plan, nahm die Schallplatte gerne entgegen und ließ die Aufnahme „in unserem Haus digitalisieren“.

Enno Schaarwächter, Geschäftsführer der Wuppertaler Bühnen, über die neue CD.

Das Ergebnis liegt nun frisch gebrannt vor: 500 Exemplare haben die Wuppertaler Bühnen herstellen lassen. „Wir machen ein Stück Geschichte hörbar“, sagt Schaarwächter mit Blick auf die CD, die in der Tat einen seltenen Hörgenuss verspricht.

„Monteverdi in Wuppertal“ — der Titel ist Programm. Die Aufnahme erinnert an den Höhepunkt einer Monteverdi-Woche: Im April 1962 waren in Wuppertal alle musikdramatischen Werke Claudio Monteverdis aufgeführt worden, darunter „Die Krönung der Poppea“.

„Es war der buchstäblich krönende Abschluss einer Woche, die ein musikhistorisch bedeutendes Ereignis war“, betont Okroy. Schließlich habe Wuppertal zu den Monteverdi-Pionieren gezählt — noch bevor andere bedeutende Häuser entsprechende Zyklen aufführten. Im Juni 1963 wurde die Komposition, die in der Zwischenzeit zum Repertoire gehörte, dann eingespielt — der Opern-Querschnitt ist auf jener Platte zu hören, die Monika Jörgens-Klinkenberg im Nachlass ihrer Eltern fand.

Das Stichwort „Alte Musik“ mag nicht bei jedem pure Begeisterung auslösen — bei Michael Okroy allerdings sorgt es für glänzende Augen. Zumal es „aus dieser Zeit nur sehr wenige Tondokumente gibt“, wie er erklärt. „Wuppertal ist bekannt dafür, sein Licht gerne unter den Scheffel zu stellen, aber man kann durchaus mit Stolz auf die Ereignisse zurückschauen.“ Auch Opern-Chef Johannes Weigand weiß das Vergangene zu schätzen: „Als der Name Monteverdi zu blühen begann, war Wuppertal ganz vorne mit dabei.“

Und heute? Ist Monteverdi nach wie vor eine Wuppertaler Herzensangelegenheit. „Die Krönung der Poppea“ steht jedenfalls ganz oben auf der Wunschliste des amtierenden Intendanten. „Ich möchte die Oper unbedingt einmal inszenieren.“

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