Matthäus-Passion: Tonfall mal ganz zart, mal bedrohlich
Barmen Kantorei Dreiklang, Mädchenkurrende und Camerata Bergensis begeistern in der Immanuelskirche mit Bachs Klassiker.
Wuppertal. Ein großer Klassiker am Karfreitag: Unter Leitung von Roland Schwark führte die Kantorei Dreiklang mit der Mädchenkurrende Wuppertal und der Camerata Bergensis die Matthäus-Passion von Johann Sebastian Bach auf. Die am Karfreitag 1727 in Leipzig uraufgeführte Komposition ist mit ihrer Dauer von knapp drei Stunden das umfangreichste Werk von Bach.
Auch in der Oratoriumsliteratur nimmt das groß angelegte Werk eine exponierte Stellung ein, denn es erfordert zwei Chöre und zwei Orchester. Zudem hat der Komponist noch eine zusätzliche Sopran-Stimme vorgesehen. Diese hat bei der Aufführung in der Immanuelskirche die Mädchenkurrende übernommen.
Bereits beim monumentalen Eingangschor entfalten die Sänger der in zwei Chöre aufteilten Kantorei Dreiklang und der Mädchenchor einen ebenso frischen wie festlichen Gesamtklang. Zusätzlich bereichern die Mädchen noch einmal im Schlussstück des ersten Teils den Chorklang.
Kantorei-Leiter Schwark gibt insgesamt recht zügige Tempi vor, die gut durchgehalten werden. Die Chorsänger bringen sichere Einsätze und Stimmführung. Sie gestalten intensive Einwürfe und Entgegnungen in der dialogisch angelegten Struktur des Werkes. So gelingt auch eindrucksvoll der Wechsel der Stimmungen, wenn etwa die Choristen erst die Forderung des Volkes "Lass ihn kreuzigen!" bedrohlich erklingen lassen, um dann sofort einen zarten Tonfall anzunehmen.
Denn es folgt unmittelbar der verinnerlichte, die Handlung kommentierende Choral, der einsetzt mit "Wie wunderbarlich ist doch diese Strafe!" Kurzzeitige Unsicherheit des Chores ist zu Beginn des zweiten Teils zu hören, nachdem das instrumentale Vorspiel etwas ungenau geriet. Bis auf nur wenige Einschränkungen dieser Art entwickelt die Camerata Bergensis zuverlässiges, klangfarbenreiches Spiel, bei dem auch sehr schöne Soli erklingen.