„Man darf das Theater nicht infrage stellen“

Holk Freytag kritisiert die Sparpolitik.

Wuppertal. Schon 2010 gab Holk Freytag ein klares Bekenntnis ab. Wuppertals früherer Generalintendant protestierte beileibe nicht alleine: Vertreter von 50 Bühnen aus ganz Deutschland reisten an, um sich gegen die drohende Schauspielhaus-Schließung zu wehren.

Zweieinhalb Jahre später ist klar, dass das sanierungsbedürftige Schauspielhaus, das derzeit noch als kleine Bühne genutzt wird, dem Ensemble nur bis 2013 als Spielstätte zur Verfügung steht. Wie das Gebäude danach genutzt wird, ist noch nicht sicher. Fest steht hingegen, dass das Ensemble aus Spargründen verkleinert wird — und Christian von Treskow (Schauspiel) und Johannes Weigand (Oper) nur noch bis 2014 Intendanten sind. „Niemand verkennt die wirtschaftliche Lage Wuppertals. Aber eine Stadt, die ihre Kultur zu Tode spart, ist dabei, sich selbst aufzugeben“, sagt Freytag. „Der Rausschmiss meiner beiden Kollegen Christian von Treskow und Johannes Weigand hat einen zynischen Beigeschmack. Erst werden die Mittel aufs Existenzminimum reduziert und dann wundert man sich, dass die Bühnen keine Rekord-Zuschauerzahlen einfahren. Es erinnert mich an den schrecklichen Kinderwitz: ,Gemein ist, wenn man die Oma eine Treppe runter stößt und sagt ,Warum läufst Du so schnell?’“

Keine Frage: Freytags Kritik richtet sich an die Stadtspitze und ihre Sparpolitik. „Die Wuppertaler Bühnen sind seit Jahrzehnten immer wieder infrage gestellt worden — das überlebt kein Unternehmen unbeschadet“, betont er. „Man darf ein Theater kritisieren, man soll es bisweilen auch loben, man darf es anschreien, aber man darf es nicht infrage stellen. Wer es tut, zerstört seine Kreativität.“

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