Malerische Aussichten: Im Herbst kommt Rubens

Schon jetzt wird Rubens in Amsterdam gefeiert. Gerhard Finckh holt Werke des Malers im Herbst nach Elberfeld.

Herr Finckh, in acht Monaten eröffnen Sie im Von der Heydt-Museum die große Rubens-Ausstellung. Bis zur Vernissage müssen sich Rubens-Freunde also noch in Vorfreude üben. Acht Monate sind keine allzu kleine Zeitspanne, doch in Museumsräumen ticken die Uhren anders. Eine solch große Sonder-Präsentation braucht einen entsprechenden Vorlauf. Wie lange arbeiten Sie bereits daran?

Gerhard Finckh: An der Rubens-Ausstellung arbeiten wir seit circa einem Jahr sehr intensiv, der Ausgangspunkt für unsere Ausstellungen ist ja der Umstand, dass das Museum in Antwerpen umgebaut wird und wir deshalb von dort einige hochkarätige Leihgaben bekommen können, aber das alles reicht natürlich noch nicht aus. Deshalb musste erstmal ein Konzept verabschiedet werden, mit dem wir versuchen wollen, weitere wichtige und große Leihgaben zusammen zu holen.

Finckh: Wäre Rubens nicht als Genie der Malerei in die Kunstgeschichte eingegangen, würden wir ihn heute als einen der bedeutendsten Diplomaten des 17. Jahrhunderts feiern. Seine außerordentliche Bildung — gepaart mit Intelligenz, Charme, Witz — und sein Streben nach einem vereinigten, friedlichen Europa zeichnen ihn besonders aus. Und das wollen wir in der Ausstellung auch zeigen.

Wie schwierig ist es, hochkarätige Leihgaben ins Tal zu holen?

Finckh: Die großen, empfindlichen, auch schon 400 Jahre alten Werke nach Wuppertal zu holen, ist tatsächlich eine große Herausforderung, aber wir haben bereits einige sehr, sehr gute Leihgaben zugesagt bekommen.

Auf welche Aspekte legen Sie in Ihrer Ausstellung den Fokus?

Finckh: Rubens hat seine Malerei in den Dienst der Friedensdiplomatie gestellt und gerade diese Verbindung zwischen Kunst und Weltpolitik ist es, die uns interessiert und die wir zeigen wollen.

Wer sich „Appetit holen“ möchte und Gelegenheit hat, in die Niederlande zu reisen, kann sich dort schon jetzt — bis zum 16. März — eine Rubens-Ausstellung ansehen. Die Hermitage Amsterdam zeigt derzeit eine Retrospektive flämischer Maler. Gibt es einen aktuellen Rubens-Boom oder ist die Überschneidung Zufall?

Finckh: Auch die Ausstellung in Amsterdam hat mit dem Umbau des Museums in Antwerpen zu tun. Aber deshalb von einem Rubens-Boom zu sprechen, wäre vielleicht übertrieben.

Haben Sie sich die Ausstellung der Kollegen angesehen?

Finckh: Ich habe vor, mir die Ausstellung so bald wie möglich anzusehen. Aus dem Katalog geht ja hervor, dass es da nicht nur um Rubens, sondern auch um Jordaens, Van Dyck und andere Flamen geht.

Was wird die Wuppertaler Präsentation von der niederländischen unterscheiden?

Finckh: Sie wird sich nicht der flämischen Malerei im Allgemeinen widmen, sondern sich ganz auf Rubens konzentrieren.

Auf welches Kunstwerk freuen Sie sich ganz besonders?

Finckh: Es sind ja sehr, sehr gute Werke zugesagt worden, darunter Abraham und Melchissédech aus Caen, Dianas Heimkehr von der Jagd aus Dresden, Zeichnungen aus der Albertina in Wien. Persönlich — und ganz besonders — freue ich mich schon auf die „Wildschweinjagd“ aus Marseille.

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