„Mach was draus“: Wer klug ist, hört auf seine Mutter

Am Sonntag gibt es in der Stadthalle eine „Hommage an Hartmut Klug“.

Wuppertal. "Mach was draus", empfahl die Mutter ihrem in vielen künstlerischen Bereichen begabtem Sohn. Der Knabe folgte den Mutterworten und machte aus allen Talenten etwas: Er wurde nach dem Studium an der Hochschule Dresden Dirigent, Pianist, Komponist und Arrangeur, aber auch Zeichner und Scherenschneider, Autor und Vortragsredner. Im September wurde Hartmut Klug, der seit 1955 in Wuppertal lebt, 80 Jahre alt.

Als öffentlich auftretender Pianist hat er sich verabschiedet: "Man sollte aufhören, bevor einen die Finger im Stich lassen und die Zuverlässigkeit des Erinnerns schwindet." Lebhaft und augenzwinkernd spricht er vom "Schwanengesang": Das war die Vorstellung der eigenen Bearbeitung der Wagnerschen Wesendonck-Lieder für Klavier.

Die komprimierten Kompositionen hat Klug weiter abstrahiert und konzentriert. "Ich bin kein Komponist, aber ich komponiere. Ich habe viele Gelegenheitsarbeiten gemacht: Wenn ein Programm zu kurz war, habe ich eben ein weiteres Stück geschrieben."

Natürlich will er im Freundeskreis auch weiterhin musizieren. Als Pianist hat Klug immer enge Verbindung zum Tanz gepflegt. Die Tänzerin Gret Palucca begleitete er als 19-Jähriger auf ihren Tourneen. Kein Wunder, dass er an den Wuppertaler Bühnen 1955 zunächst als Ballettrepetitor anfing, wo Erich Walter bis 1963 als Ballettdirektor Tanzgeschichte schrieb.

Obwohl Klug dann 14 Jahre lang Studienleiter und Kapellmeister für Oper war, hatte er das Gefühl, nicht weiterzukommen. "Ich habe es in Amerika versucht, aber es war mir zu unsicher, dort zu bleiben."

Ingo Schmitt, Gründungsdekan der Musikhochschule - zuvor das Bergische Landeskonservatorium - berief ihn 1968 zum Leiter der Opernschule und des Jugendorchesters, sechs Jahre später folgte die Professur. "Damals war das Gehabe hier sehr spießig, das war eigentlich nichts für mich - schließlich kam ich vom Theater." 15 Jahre lang bildete er auch Musiklehrer aus: "Ja, ich war fleißig, habe mir immer herausgepickt, was ich initiieren wollte."

Große Erfüllung fand Klug in der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen. So war es für die Mandolinen-Konzertgesellschaft ein Glücksfall, dass er sich 1968 bereit erklärte, dem verstorbenen Ludwig Mauelshagen auf den Leiter-Posten zu folgen.

Er etablierte "Konzerte für Kinder" - exotisch in den frühen 70ern. "Endlich konnte ich meine Vielseitigkeit besser ausspielen", gesteht der 80-Jährige heute. Legendär sind die "Sitzkissenkonzerte", die Klug einführte: "Man muss geeignete Werke auswählen, damit Kinder mit ihrem naiven Verstand die Schönheit der Musik entdecken können."

Seit seiner Pensionierung 1991 bleibt dem vielseitig Begabten endlich mehr Zeit, die Talente zu pflegen. Wen wundert es, dass er heute Vorsitzender des Deutschen Scherenschnittvereins ist, wenn er bereits mit vier Jahren mit diesen Arbeiten begann? Bekannt ist Klug auch als Zeichner, der mit wenigen Strichen eine Person, eine Bewegung, eine Szene charakterisieren kann.

Auf die Ausstellung im Solinger Museum Baden mit der faszinierenden Scherenschnitt-Serie "Totentanz" im kommenden Jahr darf man gespannt sein. Und im Sommer erscheint dann auch ein weiteres Buch von ihm: "Mach was draus" ist der Titel.

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