Lübecker Knabenkantorei fasziniert mit feinem und dynamischen Gesang

Wuppertaler Kurrende hatte zu einem gemeinsamen Konzert eingeladen.

Lübecker Knabenkantorei fasziniert mit feinem und dynamischen Gesang
Foto: Gerhard Bartsch

Wuppertal. „Ich lade gern mir Gäste ein“, lautet der Titel einer Arie aus der Operette „Die Fledermaus“ von Johann Strauss. Eine Fern-sehserie des Kammersängers René Kollo lautete genauso. Jenseits dieser unterhaltenden Genres ist auch die Wuppertaler Kurrende einmal im Jahr ein herzlicher Gastgeber. Dann kommen andere Knabenchöre nach Wuppertal, um sich mit ihr auszutauschen und gemeinsam ein Konzert zu veranstalten.

Dieses Mal war die Lübecker Knabenkantorei an St. Marien zu Besuch, um in der Lutherkirche ein Gastspiel zu geben. Wie die Kurrende hat auch der Chor aus der Hansestadt einen neuen Leiter: Karl Hänsel, Jahrgang 1993, der vor Kurzem sein Musikstudium abschloss. Trotz seines jungen Alters stand er wie ein alter Hase vor seinem Knabenchor und lotste ihn umsichtig durch das Programm vom Frühbarock bis zur Moderne. Vier- bis sechsstimmig waren die präsentierten Stücke, eines sogar für zwei vierstimmige Chöre. In Anbetracht einer Größe von 35 Sängern, davon 14 Tenöre, Bariton und Bässe, ist dieser Anspruch enorm und auch ein Wagnis, weil Einzelstimmen herausgehört werden können. Doch der Knabenchor, selbst in reiner Männerbesetzung, faszinierte mit einer erstaunlich großen Homogenität. Selbst komplexe Einsätze klappten, die Intonation war ausgezeichnet, und die Stimmgruppen waren dynamisch fein aufeinander abgestimmt. So waren die Werke a cappella etwa von Heinrich Schütz, Joseph Gabriel Rheinberger und Zoltan Kodály ein Hörgenuss.

Schön schwung-voll geriet Christopher Tins Vaterunser auf Swahili, eine Bantusprache Ostafrikas, unter Verwendung von kleinen Per-kussionsinstrumenten. Nur die Lautstärkeunterschiede hätten insgesamt etwas differenzierter sein können. Die Wuppertaler Kurrende eröffnete den Abend mit vier Stücken. Nachdem sie singend im Altarraum Aufstellung genommen hatte, begeisterte sie unter ihrem neuen Chef Markus Teutschbein mit angenehm harmonischen Vorträgen. Eine Motette für vierstimmigen Männerchor Anton Bruckners hörte sich genauso nuanciert an wie „Die Erlösten des Herren“ für fünfstimmigen Chor von Werner Fussan. Als beide Chöre schließlich gemeinsam das „Agnus Dei“ von Max Reger und unter tatkräftiger Beteiligung des Publikums „Der Mond ist aufgegangen“ angestimmten hatten, bestand der Dank für das kurzweilige Konzert zu Recht aus stehenden Ovationen. Die Knabenkantorei Lübeck revanchierte sich dafür mit einer kurzen Zugabe.

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