Lernort Theater: Nachwuchs für die Marionetten-Stube

Natalia Emmert absolviert eine Ausbildung in Müllers Marionettentheater.

Wuppertal. Wenn Natalia Emmert während ihrer Ausbildung etwas Zeit hat, übt sie die richtige Haltung des Fadenkreuzes und den flüssigen Gang einer Marionette. Die 21-Jährige absolviert seit September eine Ausbildung zur Veranstaltungskauffrau in Müllers Marionettentheater. Dabei lernt sie zwei Berufe auf einmal: das Marionettenspielen und die Organisation eines Theaters.

"Wir hatten schon öfter Jahrespraktikantinnen. Als eine ganz tolle Praktikantin keinen Ausbildungsplatz bekam, habe ich sie als Lehrling angestellt - das war erstaunlicherweise ganz unkompliziert", erzählt Theaterchef Günther Weißenborn. Jetzt hat er durch Vermittlung des Arbeitsamtes schon die zweite Auszubildende im Haus.

Ein bis zwei Tage pro Woche fährt Natalia Emmert nach Düsseldorf zur Berufsschule, die restliche Zeit verbringt sie - häufig auch am Wochenende - im Marionettentheater. "Das Schöne ist, dass man in alles Einblick bekommt", schwärmt sie.

Während einige ihrer Mitschüler in großen Event-Agenturen nur das Telefon bedienen, lernt sie neben dem Buchungssystem auch das Marketing der kleinen Bühne kennen, bearbeitet Anfragen für Auftritte, verkauft vor der Vorstellung Getränke und steht auf der Bühne.

Günther Weißenborn unterrichtet dabei die Theorie, seine Frau Ursula die Praxis. Sie zeigte dem Lehrling, wie man eine Marionette bewegt. "Ich wurde einfach ins kalte Wasser geworfen. Mitten während einer Vorstellung drückten mir die beiden eine Marionette in die Hand", erzählt Emmert.

Die meiste Zeit assistiert sie als dritte Spielerin hinter der kleinen Bühne oder bedient Licht und Technik. Doch bei der "Schneekönigin" musste sie auch als Haupt-Spielerin auftreten. Das Schwierige dabei: "Jede Puppe redet anders, bewegt sich anders und muss immer in die richtige Richtung gucken." Und darf natürlich nicht unmotiviert wackeln, wenn sie von einer Hand in die nächste übergeben wird.

Immer und immer wieder nimmt die Auszubildende deshalb eine Figur in die Hand, lässt sie nur den Fuß heben oder sich verneigen. Auch die Entwicklung eines Stückes bekommt sie von Anfang bis Ende mit.

Dabei möchte Emmert nicht unbedingt Puppenspielerin werden. Übernommen werden kann sie sowieso nicht in Müllers Marionettentheater. Ihre Vorgängerin studiert jetzt Sonderschulpädagogik. Doch sie schätzt die breite Ausbildung.

Einige Wochen verbringt sie auch in der Wuppertaler Stadthalle, während der dortige Lehrling zu Weißenborns kommt. In der Berufsschule stehen Themen wie Dienstleistungsprozesse, Buchhaltung oder Preispolitik auf dem Stundenplan. So ist die junge Frau nach ihrem Abschluss in zwei Jahren gut gerüstet für verschiedene Berufe im Bereich Theater und Veranstaltungen.

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