Tango trifft auf Sinfonieorchester Landesjugendorchester NRW gab Konzert in der Wuppertaler Stadthalle

Wuppertal · Zum hundertsten Geburtstag von Astor Piazzolle spielten rund 80 junge Musikerinnen und Musiker die „Suite Punta del Este“. Solist am Bandoneon war der berühmte Omar Massa.

 Zum hundertsten Geburtstag von Astor Piazzolla spielte Solist Omar Massa  zusammen mit dem Landesjugendorchester NRW.

Zum hundertsten Geburtstag von Astor Piazzolla spielte Solist Omar Massa  zusammen mit dem Landesjugendorchester NRW.

Foto: ANNA SCHWARTZ

Werke von Strawinsky, Piazzolla und Mendelssohn-Bartholdy standen auf dem Programm. Eine außergewöhnliche Kombination, die das Publikum auf eine musikalische Reise von Italien nach Südamerika und zurück mitnahm. Unter der Leitung von Mariano Chiacchiarini spielte das Landesjugendorchester (LJO) am Mittwoch ein anspruchsvolles Konzert in der Historischen Stadthalle Wuppertal.

Die jungen Leute  beeindruckten mit musikalisch hervorragenden Leistungen, technischem Können und großer Spielfreude. Atmosphäre und Akustik der Stadthalle trugen zum Genuss bei. „In der Historischen Stadthalle Wuppertal haben wir die idealen Bedingungen gefunden“, sagte das Orchestermanagement, und freute sich, dass nach dem Konzert zum 50. Jubiläum des LJO 2020 das Orchester nun wieder hier gastierte.

Zuerst Ballettmusik und später  Orchestersuite

Insgesamt waren etwa 60 junge Musikerinnen und Musiker an diesem spannenden Konzert beteiligt, denn Teile der Besetzung wechselten nach den einzelnen Werken. Am Anfang stand die „Pulcinella Suite“ von Igor Strawinsky. Der Komponist hatte die Figur des schlauen Harlekins Pulcinella aus der italienischen Commedia dell’arte zuerst als Ballettmusik und später als Orchestersuite komponiert. Ob in der beschwingten ‚Sinfonia‘, der andächtig gespielten ‚Serenata‘, oder der mitreißend temperamentvollen ‚Tarantella‘, das LJO meisterte dieses Werk mit Können und Lebensfreude.

 Im Landesjugendorchester NRW treffen sich zweimal im Jahr in den Schulferien rund 80  junge Musikerinnen und Musiker zwischen 14 und 24 Jahren, um große Werke zu erarbeiten und diese in höchster Qualität zur Aufführung zu bringen. Statt in den Osterferien verbrachten die jungen Leute nun zwölf Tage ihrer Sommerferien in Nottuln zu einer intensiven Arbeitsphase. Sie probten acht Stunden pro Tag und waren permanent gefordert. Das Ergebnis kann sich hören lassen.

Zum 100. Geburtstag des Komponisten Astor Piazzolla präsentierten sie die „Suite Punta del Este“. Argentinischer Tango und Sinfonieorchester treffen hier auf spannende Weise zusammen. Das Orchester, vor allem die große Streichergruppe, meisterte auch diese Rhythmen und Klangfarben in allen ihren Facetten höchst einfühlsam und professionell. Als Solist am Bandoneon konnte Omar Massa gewonnen werden, ein Meister dieses Instruments, der von Kritikern als „Nachfolger Piazzollas“ bezeichnet wird. Mit atemberaubender Intensität vermittelte er den Tango in dieser konzertanten Form.

Meister des Bandoneons und  „Nachfolger Piazzollas“

Wunderschön erklangen Gefühle voller Sehnsucht beim Zusammenspiel von Bandoneon und Solo-Violine. Die 18-jährige Wuppertalerin Christina Neufeld beeindruckte in allen Werken des Abends mit anspruchsvollen Solo-Partien. Als Konzertmeisterin saß sie vorne auf der Bühne, in der wichtigsten Position neben dem Dirigenten. In ihrer fünften Spielzeit gab sie an diesem Abend zum letzten Mal den Ton an. Ihr Abschiedskonzert war  für sie besonders aufregend und bewegend. Nun will sie sich auf ihr Musikstudium vorbereiten, arbeiten und den Führerschein machen.

Der Abschluss der musikalischen Reise führte mit Felix Mendelssohn-Bartholdys 4. Sinfonie, genannt „die Italienische“, wieder in den Süden Europas. Das Orchester vermittelte in präzisem Spiel südländische Lebenslust und Heiterkeit ebenso wie Melancholie, und meisterte das lichtdurchflutete Werk grandios.

Nach nicht enden wollendem Applaus spielte das LJO noch ein bekanntes Stück von Astor Piazzolla: den feurig Freiheit liebenden „Libertango“. Dirigent Chiacchiarini widmete ihn „allen Jugendlichen, die in diesen Tagen so wunderbar geprobt haben“.

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