Kunstscanner Digitalisierungsschub fürs Museum

Kooperation von Von der Heydt und der Firma Image Access ermöglicht der Einrichtung einen Kunstscanner.

 Anna Storm freut sich über das komfortable Arbeiten mit dem Kunstscanner, den das Unternehmen Image Access zur Verfügung stellt. 

Anna Storm freut sich über das komfortable Arbeiten mit dem Kunstscanner, den das Unternehmen Image Access zur Verfügung stellt. 

Foto: Fries, Stefan (fri)

Der Start war alles andere als gelungen. Anstatt zur Digitalisierungsoffensive zu blasen, musste der neue Direktor ein geschlossenes Von der Heydt-Museum und die Absage der Veranstaltung „Museum 4.0“ hinnehmen. Dass der April trotz Lockdown auch glückliche Momente für sein Haus brachte, verdankte Roland Mönig zweierlei: der Finanzierungszusage für eine Digitalisierungskraft und einem Anruf der Wuppertaler Firma Image Access, die ihm einen Kunstscanner anbot. Seit sechs Wochen steht ein Exemplar samt Scantisch und Vorlagenvorschub in der Grafikabteilung des Gebäudes am Turmhof – sichtbares Zeichen einer Win-win-Situation. Die neue Mitarbeiterin soll am 1. Januar folgen.

Rüdiger Klepsch lebt in Bonn und arbeitet in Wuppertal. Er ist Geschäftsführer und Vertriebsleiter der Firma Image Access GmbH, die seit 1994 an der Hatzfelder Straße und damit nur wenige Kilometer vom Museum entfernt verortet ist, 65 Mitarbeiter beschäftigt. Über eine Grafikkarten-Serie und das Scannen von Büchern führte der Weg zu Großformat und Sondereditionen. Weil hier der Markt nicht gesättigt und die Arbeit spannender ist. Etwa, wenn wie vor kurzem eine Lutherbibel einzuscannen sei.

Und weil man „alle Komponenten zusammen hatte“, fügte man diese „in ein Gehäuse“, und baute vor drei Jahren den ersten WideTek36ART. Der erlaubt das kontaktlose Scannen von Formaten bis 914 mal 2224 Millimetern, bietet mit 600 mal 600 dpi eine hohe optische Auflösung und sogar fast Dreidimensionalität, indem er mit Licht und Schatten arbeitet. Ein Alleinstellungsmerkmal, freut sich Klepsch, das man vielleicht zum Patent anmelden wolle. Die Qualität sei so gut, dass sie wissenschaftliches Arbeiten erlaube, weil sie auch feinste Papierstrukturen sichtbar mache. Außerdem bringe sie die Digitalisierung von Museums-Sammlungen voran und sei schließlich versicherungstechnisch ein Gewinn, da sie beim Ausleihen der Kunstwerke deren Verfassung dokumentiere. „Das Kapital der Museen ist ihre Sammlung, von der sie aber nur einen Bruchteil zeigen können. Die Digitalisierung ihrer Bestände hilft da weiter. Gerade in der Coronakrise“, ist Klepsch überzeugt. Also suchte er im April den Kontakt zu Roland Mönig.

Der wiederum weiß um die Freude, aber auch die große Herausforderung, die die 3000 Gemälde, über 30000 Papierarbeiten, 400 Skultpuren, außerdem Fotoarbeiten, Asiatika und Kunstgewerbe bedeuten, die das Von der Heydt-Museum besitzt. Es sei eines der ältesten und reichsten und in mancher Hinsicht best bestücktesten Häuser: „Wenn wir unsere Rolle als Museum definieren wollen, geht das immer über die Sammlung.“ Die Digitalisierung dieses Bestandes helfe dabei, diesen besser zu zeigen und damit wiederum Menschen ins Museum zu locken. „Je besser wir die Sammlung zeigen, desto besser machen wir unseren Job.“

Etwa mit der Präsentation der niederländischen Kunst ab dem nächsten Frühjahr. 40 Kunstwerke muss Anna Storm, wissenschaftliche Mitarbeiterin des Museums, dafür digitalisieren, was ihr nun deutlich schneller und freier von der Hand geht - die wertvollen Werke müssen nicht mehr erst abfotografiert werden. Sie muss sie nur auf den Vorlagentisch legen, der unter die insgesamt drei Kameras fährt, die sie von drei Seiten abfotografieren. Im Anschluss bearbeitet sie die Fotos mit Photoshop. Und freut sich über die Qualität, die frühere Fotografien deutlich übertreffe. Die weitere Verknüpfung der Bilder mit Informationen sowie der heikle Hin- und Rücktransport der wertvollen Kunstwerke benötigen dagegen mehr Zeit und sind aufwendiger.

 Nur wenige Museen in Deutschland haben schon einen WideTek36ART, den es in zwei Größen gibt. Die meisten Kunden sind in den USA, Russland, China, erzählt Klepsch. An die 65 der massiven Maschinen hat er schon ausgeliefert. Auch die Konkurrenz in Deutschland ist überschaubar – ein Unternehmen in Frankfurt, eines in der Nähe von Bonn, erzählt er. So ist es wenig verwunderlich, dass das Von der Heydt-Museum schon erste Anfragen aus anderen Häusern erhalten hat. Klepsch und Mönig loben die neue Kopperation der Fast-Nachbarn: Der eine stellt das Gerät, das er sonst für 37000 Euro verkauft, als „Dauerleihgabe“ kostenlos zur Verfügung. Beweist damit seine Affinität zur Stadt und ihrer Kultur und unternehmerischen Geist, da der Scanner im „besten Showroom“ der Welt steht. Der andere kommt mit der Digitalisierung besser voran, freut sich über ein gelungenes Beispiel von kulturellem und wirtschaftlichem Fortschritt und „einen unglaublich schönen Zufall“.

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