Konzert: Modischer Medienstar gleitet gediegen über die Tasten

Pianist Martin Stadtfeld gastierte mit der Camerata Salzburg in der Stadthalle.

Düsseldorf. Seit der heute 26-jährige Pianist Martin Stadtfeld vor einigen Jahren seine erste CD herausgebracht hat, ist er ein kleiner Medienstar. Denn er legte damals nicht nur eine beachtliche Aufnahme von Bachs Goldbergvariationen vor, sondern sieht auf dem Cover aus wie ein jugendliches Model für Boss-Anzüge.

Der fotogene junge Mann mit den schwarzen, modisch gestylten Haaren, gastiert sodann in mehreren Fernsehtalkshows und redet selbstbewusst über die Musik Bachs und den Erfahrungsschatz aus seinem noch jungen Pianisten-Dasein. Der Name Martin Stadtfeld zieht noch heute an den Konzertkassen.

So ist die Stadthalle gut besucht, wenn auch nicht ausverkauft, als der aus Koblenz stammende Musiker mit der Camerata Salzburg unter Leitung von Giovanni Antonini mit Klavierkonzerten von Bach und Mendelssohn auftritt.

Der Gaststar der Reihe "Johannisberg International", gleitet mit gediegener Glätte über die Tasten. Die schnellen Tonleitern und Triolen im 1. Klavierkonzert von Felix Mendelssohn Bartholdy bewältigt er souverän, hinterlässt aber einen sonderbar blassen, unpersönlichen Eindruck.

Das Konzert lebt trotz seiner Moll-Tonart von einem lächelnden Charme und pianistischer Eleganz. Doch Stadtfeld spielt es vollkommen sachlich und humorfrei. Seinem Anschlag fehlt es an Eleganz und Plastizität. Daher rauscht das Konzert an einem vorbei wie eine schnelle Limousine mit getönten Scheiben. Man staunt und vergisst.

Beim 1. Klavierkonzert von Johann Sebastian Bach bewegt sich Stadtfeld in heimatlicheren Gefilden. Für Bach benötigt der Pianist weniger Eleganz und Finesse. Stadtfelds sorgfältig strukturalistisches Spiel führt bei diesem Werk zu großer Transparenz und Geradlinigkeit.

Und in der Zugabe, Ferrucio Busonis Klaviertranskription von Bachs Choralvorspiel "Nun komm der Heiden Heiland", findet er zu einem innigen, emotional ausgereiften Vortrag.

Die Camerata Salzburg entfaltet Klänge wie von Samt und Seide. Als Begleitorchester musiziert sie sorgfältig, und Antonini vermag den Solisten aufzufangen, wenn er mal zwischenzeitlich ins Trudeln gerät.

Die feine Spielweise bereichert auch die Symphonie Nr. 99 Es-Dur von Joseph Haydn. Mit Sinn für polyphone Spielereien lassen die Salzburger vor allem die musikalischen Pointen des fugierten Finalsatzes zünden.

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