Kultur „Wuppertal hat die lebhafteste Szene“

Erstes „Konzert im Hof“ unter freiem Himmel am Brögel.

 Noah Gordon ist einer der Künstler, der beim „Konzert im Hof“ aufgetreten ist.

Noah Gordon ist einer der Künstler, der beim „Konzert im Hof“ aufgetreten ist.

Foto: Fischer, Andreas H503840

Ein Hinterhof mit Sitzkissen, ein freier Blick auf die Schwebebahn und fünf ambitionierte Lokal-Rapper. Im Unverpackt-Laden „Ohne Wenn und Aber“ am Brögel stieg jetzt das erste „Konzert im Hof“, das unter freiem Himmel für Publikum und Künstler eine erste Möglichkeit zum Konzertbesuch nach Einführung der Corona-Maßnahmen bot.

Möglich gemacht hat das Event Diana Lantzen. Die Inhaberin des Unverpackt-Ladens hat die organisatorischen Hürden genommen, um das Konzert auf die Beine zu stellen. In ihrem Geschäft will sie bewusst Angebote wie dieses schaffen: „Ich will Kunst und Kultur im Unverpackt-Laden eine Plattform bieten, er soll ein Ort für Begegnung werden.“

David Mehlmann, der als „Meelman“ auftritt, hatte vier befreundete Rapper nach Barmen gebracht, die dem Publikum Hip-Hop-Musik verschiedenster Richtungen boten. Mit kraftvoller Stimme und überlegten Reimen startete CrazyB den Abend. Er behandelt in seinen Texten Gedanken zu Heimat, dem Erwachsenwerden und seinem Leben als Rollstuhlfahrer. So blieb zwischen zwei Songs Platz für einen klaren Appell an die Gäste: „Barrieren entstehen im Kopf“, mahnte CrazyB.

Mit dem 17-jährigen Noah Gordon wurde es schaurig-schön im Hof. Der Remscheider verarbeitet in tragenden und doch vibrierenden Stücken persönliche Schicksalsschläge. Tiefe Töne, tiefer Text, kombiniert mit sängerischen Einlagen in den Refrains. Feuerzeug-Schwenken aus dem Publikum inklusive.

Wie vielfältig Rap ist, zeigte dann Bast, der Kontrastprogramm zu Noah Gordon bot, ohne dass ein Vergleich gezogen werden könnte. Er begeisterte mit einem selbstbewussten 90er-Jahre-Vibe und Hochgeschwindigkeits-Rap. Viel Applaus gab es, als Bast im Freestyle und a cappella mit der heutigen Deutschrap-Szene abrechnete.

Die Sitzkissen wurden spätestens überflüssig, als Mitorganisator Meelman selbst das Mikro zur Hand nahm. Er riss mit Beats mit Wiedererkennungswert und viel Talromantik mit. Sein Liebesbeweis an Wuppertals Wahrzeichen, der Track „Die Schwebebahn wird fahr‘n“, verhallte nicht – es war ja Wochenende, Anschauungsmaterial an der Loher Brücke also gleich in Sicht.

„Es ist ein absolut geiles Gefühl, vor Leuten zu rappen und Applaus zu bekommen. Das ist das Brot des Künstlers“, freute sich David Mehlmann über den ersten Auftritt in 2020.

Abgeschlossen wurde der Abend von Mooon. Der erfahrene Battle-Rapper war bereits bei Deutschlands größtem Festival dieses Genres erfolgreich, ist aber lieber in der örtlichen Szene aktiv. Mit dem Line-Up vom Hinterhof will Mehlmann zeigen, wie viel hier zu hören ist: „Die Leute denken, Wuppertal ist tot. Dabei ist das mit die lebhafteste Szene.“

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort