Kooperation Gemeinsames Konzert beider Orchester wird 2021 nachgeholt

Musikhochschule und Bergische Musikschule mussten in der Coronakrise ihre gemeinsamen Aktivitäten herunterfahren.

 Arbeiten schon lange zusammen: (v.l.) Musikhochschuldirektor Lutz-Werner Hesse und Musikschulleiter  Raphael Amend.

Arbeiten schon lange zusammen: (v.l.) Musikhochschuldirektor Lutz-Werner Hesse und Musikschulleiter  Raphael Amend.

Foto: Fries, Stefan (fri)

Sie sind einander eng verbunden. Was historische, vor allem aber auch inhaltliche Gründe hat. Die Bergische Musikschule und die Musikhochschule Wuppertal sind beide aus dem „Kreiskonservatorium für Musik“, dem späteren „Bergischen Landes-Konservatorium“ hervorgegangen. Und obwohl sie seit fast 50 Jahren eigenständige Wege gehen, bewegen sie sich im selben Personal-Kreislauf. Ein sichtbares Zeichen der natürlichen Kooperation sollte im Mai gesetzt werden: Durch ein Konzert beider Orchester, das die Jubilare des Jahres 2020, Ludwig van Beethoven und Friedrich Engels, würdigte. Ein aufwendiges Unterfangen, das vorerst an der Coronakrise scheiterte.

Wurzel beider Schulen ist das Kreiskonservatorium für Musik, das 1945 in Haan gegründet wurde. 1948 wurde daraus das Bergische Landes-Konservatorium, das 1955 in die „Villa Frowein“ am Deweehrtschen Garten zog. Es kümmerte sich fortan um die „Liebhaber- und die Berufsausbildung unter Einbezug der Jugendmusik und Singearbeit“. 1965 entstand hier die Bergische Musikschule, die zunächst unter Leitung des Bergischen Landeskonservatoriums blieb. Als 1972 die Konservatorien in NRW aufgelöst wurden, wurden auch in Wuppertal die Institutionen getrennt, die Musikhochschule entstand, die zunächst an die Friedrich-Ebert-Straße zog. Seit 2008 ist sie an der Sedanstraße untergebracht. Die Bergische Musikschule bezog 1999 ihr heutiges Zuhause an der Hofaue.

„Kreiskonservatorium für Musik“ stand am Anfang

 Zur gemeinsamen Geschichte gesellt sich eine enge personelle Verwebung. Musikhochschul-Direktor Lutz-Werner Hesse: „Viele Kollegen arbeiten an beiden Häusern. Ehemalige Musikschüler studieren bei uns und werden wieder Lehrer an der Musikschule.“ Zunächst als Praktikanten während des Studiums, später als Lehrkräfte. Musikschul-Leiter Raphael Amend selbst ging diesen Weg.

Die Vermittlung der Musik wird in beiden Häusern so wichtig genommen wie das Erlernen der Instrumente selbst. Hesse: „Wir wollen exzellente Künstler, die das aber auch weitergeben können, als Musiker und als Pädagogen. Wunderbare Ideen bringen nichts, wenn sie in der Praxis nichts taugen.“ Ein besonderer Schwerpunkt liegt dabei auf der elementaren Musikpädagogik, die in Wuppertal Anfang der 70er Jahre entwickelt wurde. Amend: „Wer das studiert, hat selten ein Problem, eine Stelle zu kriegen.“ Wenn Studierende etwa bei JeKits (NRW-Programm „Jedem Kind Instrumente, Tanzen, Singen“) mitgewirkt haben, wirkt sich das bei der Bewerbung um eine Professorenstelle später günstig aus, weiß Hesse aus aktueller Praxis zu erzählen.

 Damit einher geht ein stetes gegenseitiges Voneinanderlernen. Die Musikschule profitiert von den Studierenden, die Input in Sachen Digitalisierung oder Inklusion geben, so Amend. Die Musikhochschule lernt die Bedürfnisse der Musikschüler kennen. Kann beispielsweise aus den Anmeldezahlen herauslesen, dass das Klavier nach wie vor hoch im Kurs steht, aber auch das Keyboard im Kommen ist, so dass sich künftige Klavierlehrer auch mit diesem Instrument beschäftigen sollten.

Aktuelles Musical-Projekt steht in den Startlöchern

 Die Bergische Musikschule hat sich mittlerweile mit dem Virus arrangiert. Nachdem zunächst fast jeder Schüler irgendwie virtuell erreicht worden sei, so Amend, gebe es seit ein paar Wochen wieder analogen Einzelunterricht, arbeiten auch die meisten kleineren Gruppen, nur die großen (wie das Jugendsinfonieorchester) noch nicht. Selbst die Arbeit in den Wuppertaler Schulen soll demnächst wieder anlaufen. Neben der natürlichen Fluktuation seien keine wirklichen Verluste bei den Schülerzahlen zu vermerken, berichtet er.

Anders die Musikhochschule mit ihren vielen Studierenden, die während der Pandemie in ihre Heimatländer zurückgekehrt sind. Mittlerweile gebe es wieder etwas Präsenzunterricht, digitaler Musikunterricht sei nur begrenzt möglich, berichtet Hesse. Er fürchtet, im nächsten Semester deutlich weniger neue Studierende begrüßen zu können. Während andere Hochschulen digitale Eignungsprüfungen ansetzten, verzichteten die Wuppertaler aus technischen Gründen darauf, wollen diese analog im September/Oktober nachholen.

 Auch gemeinsame Formate sind von der Coronakrise betroffen. JeKits, die Konzerte der Talentakademie, die in der Musikschule beheimatet sind und in beiden Einrichtungen stattfinden, oder der jährliche Musiksommer mit dem Jugendkulturpreis. In den Startlöchern steht derzeit das aktuelle Musical-Projekt. Seit 1997 erarbeiten Musikschüler und Studenten auf Augenhöhe binnen zwei Jahren ein Stück.

 Und das gemeinsame Jubiläumskonzert, das Engels und Beethoven über ihre Verbindung im Niederrheinischen Musikfest am 1. Mai, dem Internationalen Tag der Arbeit, mit der fünften Sinfonie des Komponisten würdigen sollte? Das Arrangement war beauftragt, die ersten Proben in der Musikschule hatten begonnen, die Begeisterung bei den Beteiligten wuchs. Es wird im nächsten Jahr nachgeholt – versprechen Amend und Hesse.

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