Kontakthof: Tänzer feiern die Rolle ihres Lebens

Der Neue Kunstverein stellt die Laiendarsteller und ihr Stück „Kontakthof — Mit Damen und Herren ab 65“ bis 2. Februar vor.

Kontakthof: Tänzer feiern die Rolle ihres Lebens
Foto: Uwe Schinkel

Elberfeld. Im Kolkmannhaus zeigt der Neue Kunstverein jetzt die Ausstellung Lebensrollen — Erfahrungen von Damen und Herren ab 65“. Sie entstand in Zusammenarbeit mit der Pina Bausch Foundation. Im Zuge des Festivals „Pina 40“ wird in dieser Spielzeit das 40-jährige Bestehens des Tanztheaters Wuppertal Pina Bausch gefeiert. Die Foundation begleitete das letzte Gastspiel des „Kontakthof“-Senioren-Ensembles. Die Auswahl großformatiger Porträts und Interviews ermöglicht Besuchern, den Persönlichkeiten der Seniorentänzer näherzukommen.

Bis zu ihrem Tod 2009 prägte die legendäre Künstlerin Pina Bausch die Arbeit des international renommierten und preisgekrönten Tanztheaters. In ihren Choreographien gab sie menschlichen Gefühlen Ausdruck. Mal beglückend, dann wieder traurig, sanft und oft auch skurril artikulierten sich die Tänzer auf der Bühne. Das Stück „Kontakthof“, das 1978 entstand, ist ein Beispiel dafür. 1998 wagte Bausch das Experiment, es mit Laien zu besetzen, mit „Damen und Herren ab 65“. Auch diese Senioren konnten international Erfolge feiern. „Geniale Idee, das konnte nur Pina Bausch einfallen. Die Senioren haben sich in den zwölf Jahren neu erfunden, Mut bewiesen, gemeinsam auf die Bühne zu gehen“, sagte Bürgermeisterin, Ursula Schulz zur Eröffnung der Schau.

Bei der Vernissage wurden auch die Dokumentation „Kontakthof — Damen und Herren ab 65“ von Lilo Mangelsdorff und „Kontakthof With Ladys And Gentlemen Over 65´“, eine Aufzeichnung der ersten Bühnenaufführung 2001 von Peter Przygodda gezeigt. Neben den Porträts sind auch Szenenfotos der 25 Darsteller von Dörthe Boxberg zu sehen. Dazu gibt es Intervieweinspielungen von Jakob Haahr Andersen. „Die Bilder entstanden im Bühnenbild bei den letzten Vorstellungen in St. Nazaire. Ich war überrascht von der Herzlichkeit der Menschen und der besonderen Atmosphäre“, schwärmte Boxberg. Zudem gehören Porträtzeichnungen von Beatrice Libonati, die das Stück mit den Laien einstudierte, zu den Exponaten.

Für viele der rund 60 Vernissagegäste, darunter 17 der ehemalige Laiendarsteller, war die Aufführung des Films „Kontakthof — Damen und Herren ab 65“ der Höhepunkt. „Wir hatten in den zwölf Jahren so viel Spaß miteinander und fühlten uns wie eine Gemeinschaft zwischen Tournee und Klassenfahrt“, sagte beispielsweise Jutta Geike. Thea Koch, die ebenfalls Teil des Senioren-Ensembles war, sagte: „Da werden Erinnerungen an eine schöne Zeit wach. Wir Ehemaligen treffen uns heute noch zweimal im Jahr. Bis auf einige Szenen würde ich das so heute wieder tun.“ Und Tänzer Heinz Meyer fügte hinzu: „Auftritte in London, Amsterdam, Marseille, Turin und Madrid — das ist Leben. 2009, mit Pinas Tod, war Schluss. Ich bin gerührt von der Rückschau. Wie wir gefordert wurden beim Training.“

Lilo Mangelsdorff, die die Senioren von den Proben bis zur Uraufführung für ihren Film begleitete, freute sich viele der Beteiligten wiederzusehen, „Ich habe den Eindruck, das Projekt hat sie fit gehalten.“ Für Robert Sturm, Leiter der Geburtstagsspielzeit, ist „Kontakthof spezial“ ein Stück Wuppertaler Stadtgeschichte mit allen Generationen. „Denn 2008 realisierte Pina Bausch das Stück noch einmal mit Jugendlichen ab 14 Jahren.“

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