„Kontakthof“: Laien und die Rolle ihres Lebens

Eine Ausstellung gewährt einen Blick hinter die Kulissen des Tanztheaters.

Wuppertal. Die Erfolgsgeschichte begann 1998 — mit einer Zeitungsanzeige: Vor fast 13 Jahren suchte Pina Bausch „Laiendarsteller ab 65“. Das Ziel war denkbar ungewöhnlich: Die Star-Choreografin wollte ihr 1978 entstandenes Stück „Kontakthof“ neu einstudieren — nicht mit ihrem eigenen Ensemble, sondern mit Frauen und Männern, die so gut wie keine Bühnenerfahrung hatten.

Am 25. Februar 2000 war das Projekt bühnenreif: Mehr als ein Jahr lang hatten sich die Laiendarsteller auf die Uraufführung vorbereitet. Belohnt wurden sie mit weltweitem Applaus: Die Wuppertaler traten regelmäßig ins Rampenlicht, gingen auf Gastspiel-Reisen und wurden in Frankreich, Großbritannien, Italien und Spanien gefeiert — bis zum 8. Februar 2011. Vor fast fünf Monaten ging die letzte Vorstellung in Saint Nazaire (Frankreich) über die Bühne. „Das war ein wichtiger Moment, den wir unbedingt festhalten wollten“, erklärt Nataly Walter, die sich gemeinsam mit ihrem Mann Salomon Bausch in der Pina Bausch Stiftung engagiert.

Gesagt, getan: Die Stiftung begleitete das letzte Gastspiel und ließ den ehemaligen Tänzer Jakob Andersen Gespräche mit den Laien führen, die inzwischen selbst quasi Profis sind. In kurzen Interviews erklären die Damen und Herren, welche Auswirkungen ihre Rolle auf ihr Leben und ihr Leben auf ihre Rolle hatten.

Parallel dazu kam Dörthe Boxberg zum Einsatz: Sie fotografierte und fing somit entscheidende Augenblicke hinter den Kulissen ein. Die Ergebnisse werden nun in einer Ausstellung präsentiert, die heute um 16.45 Uhr im Kunstraum „Olga“, Ludwigstraße 14, eröffnet wird und bis zum 29. Juni zu sehen ist.

Der Höhepunkt der „Lebensrollen“-Ausstellung soll eine Open-Air-Feier vor dem Schauspielhaus sein — sofern das Wetter mitspielt. Salomon Bausch, der Sohn von Pina Bausch, plant ein „Treffen und Tanzen“ inklusive einer illuminierten Überraschung. Die Party, die heute um 22 Uhr startet, ist eine Kooperation mit dem NRW-Theatertreffen. „Wir möchten Leute zusammenbringen, mit ihnen feiern und Kommunikation ermöglichen“, betont Salomon Bausch. „Das war meiner Mutter wichtig. Wir möchten dies fortführen.“

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