Wuppertaler Ensemble Konstantin Rickert probt für Bühnen-Thriller

Der 26-Jährige ist einer der beiden neuen Schauspieler im Wuppertaler Ensemble. Im Oktober feiert er Premiere mit „Bilder von uns“.

Wuppertaler Ensemble: Konstantin Rickert probt für Bühnen-Thriller
Foto: Kurt Keil

Wuppertal. Konstantin Rickert ist einer der beiden Neuen im Wuppertaler Schauspielensemble - und sportlich unterwegs. Er kommt in kurzen Hosen zum Interview und schnappt sich danach sein Fahrrad. Er muss weiter. Überhaupt ist Rickert im Moment viel in Bewegung. Noch bis zum Herbst ist er an der Kunstuniversität Graz eingeschrieben (der neue Schauspiel-Intendant Thomas Braus hat dort ebenfalls studiert) und probt schon jetzt fleißig in Wuppertal. Für das Stück, das Mitte Oktober im Theater am Engelsgarten Premiere hat.

Thomas Melles „Bilder von uns“ ist ein Bühnen-Thriller. Aufhänger ist der sexuelle Missbrauch an einer katholischen Schule — in Anlehnung an die Vorfälle im Bonner Aloisiuskolleg. Der 26-jährige Rickert spielt Malte, einen der ehemaligen Schüler. Wie mit der verstörenden Wahrheit umgehen? Lange hat Malte getan, was alle Ehemaligen tun: verdrängen. „Es gibt irgendwann einen Schalter, der sich umlegt“, beschreibt Rickert die Entwicklung seiner Rolle. „Er will die Wahrheit ans Licht bringen und ist am Ende bereit, offen darüber zu sprechen.“

Eine Figur wie Malte, die mit sich und der Vergangenheit ringt, trifft bei Rickert einen Nerv. Ihm gehe es darum, „Menschen zu zeigen, wo man erst denken würde: die gibt es gar nicht. Ich will nicht immer nur Helden auf der Bühne zeigen.“ Einen tragischen Helden wie Schillers Don Karlos, den er sich im Studium erarbeitet und auch beim Wuppertaler Vorsprechtermin im Frühjahr dargestellt hat.

Auf der Bühne geht der junge Schauspieler auch gerne mal in die Vollen. So konnte man ihn in Graz auch schon als Stephano, einen der Saufbrüder aus Shakespeares „Der Sturm“, erleben. In dieser Rolle, erzählt Rickert, habe er ständig eine Flasche in der Hand gehabt und auf Schwäbisch schwadroniert. Da passt es, dass er auch in der Wuppertaler Neuinszenierung des „Sturms“ dabei ist — unter anderem als Stephanos Kumpan Trinculo.

Das „Schwäbeln“ ist für den gebürtigen Tübinger natürlich kein Problem. In seiner Geburtsstadt schnupperte er Bühnenluft beim Jugendklub des Landestheaters Tübingen. Eine „sehr bereichernde Erfahrung“, sagt Rickert. Deshalb würde er Jugendlichen raten, es mit dem Theater zu versuchen. Selbst wenn daraus später kein Beruf wird.

Rickert hat es versucht und sich nicht beirren lassen. „Ich habe immer gesungen und getanzt. Ich habe schon mit vier Jahren gesagt: Ich will Sänger oder Schauspieler werden. Wenn es hieß: Schauspieler will doch jeder werden, habe ich mir gedacht: Gut, dann zeige ich ihnen, dass ich das wirklich kann.“

Allerdings sah es einige Zeit so aus, als würde die Musik das Rennen machen. Die Ukulele, die er als kleines Kind von seinem Großvater bekam, hat er bis heute. Nach der Ukulele lernte er Gitarre, sang in einer Band und produzierte eigene Stücke am Computer. Doch nach der Mittleren Reife setzte sich die Theaterlust durch.

Nach den Stationen Graz und dem „Studio“ Chemnitz, wo Konstantin Rickert im letzten Jahr Gesang, Tanz und Spiel weiterstudieren konnte, ist er nun also in Wuppertal angekommen. Auch wenn er bisher vor allem das Theater kennt, hat er von Wuppertal selbst wichtige Eindrücke gesammelt. „Die Stadt ist sehr lebendig“, fasst er zusammen. „Die Leute sind entspannt. Man kann schnell mal ein Schwätzchen halten.“ Zum Beispiel, wenn er mit seinem Fahrrad durchs Tal unterwegs ist.

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