Komische Oper: Ab Sonntag liegt Barcelona in Wuppertal

„Der Torero oder Liebe im Akkord“: Die Dreiecksgeschichte spielt sich in Betrieben ab. Björn Reinke führt Regie.

Komische Oper: Ab Sonntag liegt Barcelona in Wuppertal
Foto: Uwe Stratmann

Wuppertal. Die Messlatte liegt hoch, denn bei seiner ersten Arbeit waren alles Vorstellungen ausverkauft: Björn Reinke, unter dessen Regie „Der Barbier von Barmen“ für beste Stimmung sorgte, stellt morgen seine zweite eigene Produktion vor. Und auch diesmal ist das Interesse groß: Die Premiere ist bereits ausgebucht.

„Der Torero oder Liebe im Akkord“ heißt die komische Oper (Opéra comique), die nicht etwa auf klassischen Bühnenbrettern, sondern in Betriebsräumen über die Bühne geht.

Bis Mitte Mai machen die Wuppertaler Bühnen aus der Platznot eine Tugend — zumindest was die Liebe und den Torero betrifft. Da den städtischen Bühnen mit dem Opernhaus derzeit nur eine feste Spielstätte zur Verfügung steht, tourt das Team unter anderem durch Wuppertaler Firmen. Das stellt das Ensemble vor eine ganz neue Herausforderung. „Von Anfang an war klar: Es muss eine Inszenierung für den Koffer sein — eine, die wir überall auspacken können“, erklärt Reinke, der ein Händchen für heitere Stoffe hat und seit 2011 Regieassistent an den Wuppertaler Bühnen ist. „Die lustige Witwe“ (Regie: Johannes Weigand) war die erste Produktion, die er im Tal betreute.

Nun gibt er zum zweiten Mal selbst den Ton an — zusammen mit Musikdramaturgin Ulrike Olbrich, die eine „sehr lustige Geschichte“ verspricht. Dabei ist die Liebe titelgebend und Anlass zu amüsanter Verwirrung — geht es doch um eine Frau und zwei Männer. Der eine ist „80 Jahre alt und lendenlahm“, wie es Olbrich formuliert. „Er schaut allen Röcken hinterher und lässt seine Frau zu Hause alleine.“

Dass der holden Gattin das nicht gefällt, versteht sich von selbst. Und so sucht auch sie einen Ausgleich: „Es ist eine schöne Ménage-à-trois. Am Ende hat die Frau einen Mann fürs Geld und einen für die Liebe.“ Adolphe Adams Geschichte wurde 1849 in Paris uraufgeführt. „Sie trifft den Zeitgeist der Romantik und der schlüpfrigen Opéra comique“, betont Olbrich — wohl wissend, dass das Stück in Deutschland, aber auch in Frankreich heute „weitgehend in Vergessenheit geraten ist“. Die Wuppertaler Bühnen möchten genau das ändern — zumal die Mini-Oper „sehr unterhaltsam“ sei, wie die Dramaturgin erklärt. „Im Grunde genommen ist sie ein Lehrstück für Frauen.“

Natürlich sind auch die Herren der Schöpfung willkommen. Denn ob weiblich oder männlich: Den Zuschauern soll die Kulisse durchaus spanisch vorkommen. Das Opernteam lässt die Firmen, die zur Bühne werden, erblühen: Die Geschichte spielt in einem Garten in Barcelona.

„Wir haben ein abstraktes Gartenobjekt — einen Kubus — geschaffen“, verrät Reinke. „Der Würfel bietet verschiedene Spielmöglichkeiten.“ Flexibilität ist schon deshalb angesagt, weil sich Reinke vorgenommen hat, „jeden der sieben Orte individuell einzubeziehen. Wir möchten die lokalen Gegebenheiten nutzen, damit auch der Ort Teil der Inszenierung wird.“ Auf dem Betriebshof der WSW etwa wird Theater gemacht, wo sonst Busse geparkt und repariert werden.

„Ich freue mich, dass wir mit großer Truppe auf Tour gehen können“, sagt Reinke und meint die rund 40 Sinfoniker, die das Gesangstrio begleiten. „Wir zeigen in 70 Minuten das gesamte Beziehungsspektrum.“ Speziell für Sopranistin Elena Fink sei die Torero-Liebe „ein ideales Spielfeld“. Die Messlatte liegt, wie gesagt, hoch.

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