Kollaps – theatrales Experiment zu lebenswichtigen Fragen

Morgen ist das choreografische Schauspiel von Julie Pfleiderer zum ersten Mal zu sehen.

Wuppertal. Die Körper der Schauspieler, ihre Sprache, die Musik, ein Epilog und ein Bühnenbild, das einen Parcours aus 70Kübeln mit Pflanzen aus Wuppertal beinhaltet: Das sind die Elemente des choreografischen Theaters (Choreografie: Sara Manente), das morgen seine Uraufführung im Kleinen Schauspielhaus erfährt. "Kollaps" ist es betitelt und es beschreibt in der Labor-Situation eines Mikrosystems den Moment kurz vor dem großen Kollaps: Wenn nämlich der ökologische Super-Gau den Menschen die Lebensgrundlage entzieht.

Außer an der Hochschule Ernst Busch in Berlin hat Regisseurin Julie Pfleiderer in Belgien das Advanced Performance Training studiert und trägt den Performance-Gedanken in sich: "Der Performer ist sich selbst genug. Er spielt keine ‚Rolle’. Die Bewegung ersetzt die Psychologie, denn der Dialog fehlt." Dafür stellen die vier Schauspieler jede Menge Fragen, die im Prozess entwickelt wurden und bewegen sich auf einem den Vogelflügen abgeschauten Parcours.

Und darum kreisen die großen Fragen: Wie gehen wir mit unseren Ressourcen um? Wie und womit belasten wir die Umwelt? Wie gefährden wir das ökologische Gleichgewicht? Wie viel kann unsere Umwelt noch verarbeiten?

Dramaturg Sven Kleine: "Wir wollen neue Ausdrucksformen finden. Wir wollten wissen: Was beschäftigt den einzelnen Schauspieler? Denn das riesige Informationsangebot führt auch zum Kollaps. Es bewirkt allenfalls eine Neutralisierung der Probleme, die am Handeln hindert."

Ob und wie sich der Kollaps ereignet, ob es eine Auflösung gibt, ob die Fragen zur ökologischen Gefährdung beantwortet werden - das bleiben die spannenden Momente, die sich im 90-minütigen Spiel klären oder eben - absichtlich - nicht.

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