Klavierzyklus: Bayer glaubt an junge Pianisten

Beim Klavierzyklus dreht sich in der neuen Saison alles um „Glauben und Wissen“. Auch Franz Liszt spielt eine wichtige Rolle.

Wuppertal. Wer glaubt, er wüsste bereits alles, was man als versierter Konzertgänger überhaupt zu Franz Liszt erfahren kann, könnte beim Bayer-Klavierzyklus womöglich doch noch Entscheidendes dazulernen. Das Spielzeit-Thema verspricht jedenfalls sechsfachen Erkenntnisgewinn: „Glauben und Wissen“ ist das Motto der kommenden Saison.

Dabei taucht vor allem ein Name auf den Spiellisten auf: Alle sechs Gastkünstler feiern Franz Liszt. Kein Wunder: Um an den 200. Geburtstag des Komponisten zu erinnern, bittet „Bayer Kultur“ in die Stadthalle. Dem Lockruf aus Wuppertal folgen junge Pianisten: Ein Deutscher, ein Österreicher, zwei Schweizer und zwei Russen nehmen Kurs auf den Mendelssohn Saal.

Darunter ist eine Künstlerin, die einen ganz besonderen Bezug zu Wuppertal hat: Olga Scheps, die den „Echo Klassik 2010“ als „beste Nachwuchskünstlerin“ erhalten hat, wurde zwar in Russland geboren, ist aber an der Wupper aufgewachsen. Nun kehrt sie zurück: Am 11. Oktober gibt die 24-Jährige ein Heimspiel in Elberfeld.

Im Gepäck hat sie einen reizvollen Notenmix: Mit Werken von Rachmaninow und Liszt möchte Scheps ihr Publikum in durchaus bekannte Sphären entführen, gleichzeitig jedoch auch auf weniger ausgetretenen Pfaden wandeln — so folgt sie nicht zuletzt der Spur von Nikolai Medtner, einem russischen Weltbürger mit deutschen Ahnen.

Auch Tschaikowsky darf bei der musikalischen Reise zwischen Deutschland und Russland nicht fehlen, und ganz ohne Chopin geht es bei Scheps ohnehin nicht — immerhin hat die 24-Jährige die Fachwelt mit einer CD verzaubert, die sie ausschließlich Frédéric Chopin gewidmet hat.

Holger Kruppe, Stadthallen-Chef

Weil ihr Herz nicht nur Chopin gehört, sondern vor allem auch für Wuppertal schlägt, passt Scheps bestens in die Riege junger Pianisten, denen Bayer ab September ein Forum bietet. Bis auf Hardy Rittner treten alle zum ersten Mal beim Klavierzyklus auf: Neben Ingolf Wunder und Oliver Schnyder möchten auch Cédric Pescia und Igor Levit ihr Taktgefühl im Tal beweisen.

„Wir verzichten diesmal bewusst auf die ganz großen Namen. Das ist aber auf keinen Fall ein Qualitätsverlust“, betont Volker Mattern, der das neue Saisonprogramm am Mittwoch im Bayerwerk Elberfeld vorstellte. „Wir haben die Verpflichtung, die nachwachsende Generation zu fördern“, erklärt der Leiter der Bayer-Kulturabteilung.

Den Begriff „Nachwuchskünstler“ vermeidet er allerdings, wenn er über das Sextett spricht. Aus gutem Grund: „Alle sechs sind gestandene Künstlerpersönlichkeiten, die sich trotz ihrer Jugend bereits auf dem glatten Konzertparkett bewährt haben. Sie haben die Startrampe verlassen und sind auf den internationalen Podien angekommen.“

Auch Stadthallen-Chef Holger Kruppe reibt sich mit hörbarer Vorfreude die Hände. „Vom Niveau her ist das Programm vergleichbar mit dem Klavierfestival im Ruhrgebiet. Die Pianisten, die herkommen, tummeln sich sonst auf den großen europäischen Festivals und spielen mit großen internationalen Orchestern.“ Deshalb erwartet Kruppe auch in der neuen Saison wieder klangvolle Momente. „Der Bayer-Klavierzyklus ist ein Geschenk für Wuppertal. Wir geben ihm den akustischen Rahmen — wären aber ohne Bayer nicht in der Lage, eine solch hochkarätige Solistenserie auf die Beine zu stellen.“

Rund 250 Abonnenten wissen das zu schätzen. „Für eine Klavier-Solo-Reihe im kammermusikalischen Bereich ist das eine hervorragende Zahl“, wie Kruppe betont. Wer glaubt, dass er die Zuschauer-Riege perfekt ergänzen könnte, sollte vor allem eines wissen: Einzelkarten gibt es ab dem 1. August, Abos ab sofort.

“ Das Bayer-Kultur-Kartenbüro ist unter Telefon 0214/30 41 283 zu erreichen.

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