Klavierkonzert: Würdige Hommage an die Barockkünstler

Das siebte und letzte Konzert im Klavierzyklus Bayer in der Stadthalle war ein Erfolg.

Wuppertal. "Überwiegend heiter" ist nicht nur die derzeitige Großwetterlage, sondern könnte auch das Motto des siebten und letzten Konzerts im Klavierzyklus Bayer in der Stadthalle gewesen sein.

Denn das Variationen-Programm, das die norwegische Pianistin Gunilla Süssmann zum Saison-Abschluss vorstellt, ist mit den Abwandlungen, Verwandlungen und Umdeutungen eines vorab vorgestellten Themas besonders hörerfreundlich.

Dabei driftet die Bach-Chaconne (aus der Partita Nr. 2 d-Moll für Violine Solo) in der Bearbeitung von Ferruccio Busoni zunächst in machtvolle, orchestrale Klangbilder, die die klare Struktur Bachs auch psychologisch-assoziativ deuten. Dem kommt Süssmann mit romantisch breitem Spiel in dynamisch reichen Schattierungen und mit exponiertem Pedaleinsatz entgegen.

Joseph Haydns f-Moll-Variationen beginnen mit gemessen schreitendem, punktiertem Thema, dem ein zierlich getupftes und mit verwirbelnden Tonskalen durchsetztes folgt.

Die Pianistin agiert sehr überlegt. Sie lässt die Musik aus sich heraus wirken, ohne mit emotionalisierendem Spiel abzulenken. Das fällt auch in den d-Moll Variationen von Felix-Mendelssohn-Bartholdy angenehm auf. Der Zusatz "sérieuses" soll wohl auf die kompositorische Ernsthaftigkeit des Werkes verweisen. Das expressive Thema schreitet durch Triolen- und Staccato-Technik, erscheint als Kanon oder in hoher und tiefer Lage oder wechselt von wuchtigen Akkorden zu verspielten Arpeggien.

Doch scheint es beständig an Bestimmtheit und Gewicht zuzunehmen. Die Charakteristika der Variationen herauszuarbeiten, das unvermittelte Wüten in Dialogen, das plötzliche Absinken und Verklingen von Melodien im Pianissimo herauszustellen ist besonderes Anliegen der Pianistin.

Die bekannten B-Dur-Variationen von Johannes Brahms über ein Händel-Thema beschließen den kurzweiligen und doch gehaltvollen Abend. An dem Händel-Thema hält Brahms fast durchgängig fest, zumindest was den Takt und die Tonart angeht.

Aber: "Über den gegebenen Bass erfinde ich wirklich neu, ich erfinde ihm neue Melodien, ich schaffe." Auch hier vermittelt die Pianistin die unterschiedlichen Stimmungen und Färbungen, die zur brillanten vierstimmigen Fuge führen, schlüssig. Gunilla Süssmann spielt mit pianistischer Ein- und Weitsicht, der die Erdung nie abhanden kommt. Die klarsichtige Kühle ihres Vortrags entspricht der würdigen Hommage an die Barockkünstler aus dem Geist der Romantik in hohem Maße.

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