Klaus Rinke: Elberfeld feiert einen Einsamen

Bis zum 23. August heißt es: „Klaus Rinke wird 70!“ Das Von der Heydt-Museum ehrt den Grenzgänger.

Elberfeld. "Das Drama ist: Wenn man 70wird, hat man viele Feinde abgeschüttelt - aber leider auch viele Freunde." Ein Glück also, dass sich Klaus Rinke auf seine (neuen) Freunde im Von der Heydt-Museum verlassen kann: Der Elberfelder Kunsttempel bekennt sich zu ihm - nicht mit distanzierter Zurückhaltung, sondern mit einem freudig gesetzten Ausrufezeichen. "Klaus Rinke wird 70!" Der Ausstellungstitel ist Programm - auch wenn er eigentlich in die Vergangenheitsform gesetzt werden müsste.

Denn gestern ist es passiert: Klaus Rinke wurde 70. Das schönste Geschenk macht ihm Wuppertal: Das Von der Heydt-Museum feiert den früheren Düsseldorfer Akademieprofessor mit einer Einzelpräsentation, die mehr ist als "nur" eine weitere Station in seinem langen Ausstellungskatalog. Sie steht für einen neuen Schwerpunkt, wie Hausherr Gerhard Finckh betont: "Zum ersten Mal werden die Werke, die wir besitzen, als geschlossener Rinke-Block gezeigt." So wird sichtbar, was der Direktor längst mit Stolz erkannt hat: "Wir sind ja fast schon ein Rinke-Museum."

Und weil selbst international gefeierte Künstler eine solche Ehre nicht jeden Tag erleben, ging Rinke vor Freude in die Luft: Zusammen mit seiner Ehefrau Andrea Blake flog er aus seiner Wahl-Heimat Los Angeles ein - um den 70. Geburtstag mit einem Empfang in Wuppertal zu feiern, Freundschaften zu pflegen und mit eigenen Augen zu entdecken, was Museumsbesucher bis zum 23.August von ihm zu sehen bekommen. Rinke gab sich sichtlich zufrieden: altersweise, glücklich und in bester Plauderlaune.

Der Grenzgänger, der 30 Jahre lang in Haan gelebt hat und heute zwischen Österreich und Kalifornien pendelt, erzählte genauso begeistert von seiner Vergangenheit im Ruhrgebiet ("Ich habe zur gleichen Zeit wie Pina Bausch an der Folkwang Hochschule in Essen studiert") wie von seiner Zukunft nahe der tschechischen Grenze ("In einer ehemaligen Fabrikhalle möchte ich meine Skulpturen zeigen").

Das 5000 Quadratmeter große Schmucktstück steht "mitten auf dem Feld" und dürfte damit der ideale Ort für kunstvolle Einsichten sein. Denn allein die Kreativität zählt: "Ich liebe es, einsam zu sein", sagt Rinke. "Ich mag keine Groupies, die einem nach dem Mund reden. Ich bin ein Einsamer." Auch wenn er in mehr als 30 Jahren an der Düsseldorfer Kunstakademie 300 Studenten begleitet hat und in seinem Kollegen Joseph Beuys einen echten Freund fand.

"NRW und Rinke - das gehört zusammen", betont Kulturstaatssekretär Hans-Heinrich Grosse-Brockhoff, der die Glückwünsche der Landesregierung überbrachte. "Er ist einer der Großen der Nachkriegszeit, einer der Vielseitigsten im Lande. In NRW haben das nicht alle, aber die Wichtigsten erkannt." Das Von der Heydt-Museum darf sich dazu zählen. Und weil Rinke seine Wertschätzung in Wuppertal "wunderbar" findet, könnte bald auch eine seiner Skulpturen die Sammlung bereichern, wie er vielsagend andeutet: "Ich schaue mir an, was hier noch fehlt, und sehe dann in meinen Fundus."

Die Aussichten sind also bestens - für die Gäste, die bekannte Arbeiten ("Aufgehängtes Wasser", 1969) und beeindruckende Foto-Collagen ("Distanzen", 1972) bewundern dürfen, genauso wie für den Künstler selbst. Seine Werke dürften in Elberfeld viele neue Freunde finden.

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