Klangart: Wo Instrumente hämmern, heulen und jaulen

Omar Sosa und sein Quintett sorgten bei Klangart im Skulpturenpark für Festival-Atmosphäre der Extraklasse.

Wuppertal. Wer in diesem Jahr das Moers Festival verpasst hat, wurde bei „Klangart“ im Skulpturenpark entschädigt. Denn das Open-Air-Konzert „Afreecanos“ vom Omar Sosa-Quintett mit hohem Innovationspotenzial war durchaus festivalverdächtig.

Er sieht so harmlos aus, der Pianist und Bandleader im weißen Beduinengewand und mit intellektuellem Nickelbrillchen. Aber seine Musik ist alles andere als harmlos, obwohl man anfangs heile Weltmusik befürchtet. Mit einem gesungenen Beschwörungs-Ritus startet sie — ob der Sänger mit der markanten Stimme den Regengott gnädig stimmen will?

Oft entwickelt Omar Sosa die Sets aus ruhigen Klängen — aus Einzeltönen wie einem fernen Vogelruf, dem Flattern von Schwingen oder dem Knattern des Windes in dürrem Holz. Die Weite afrikanischer Landschaften breitet sich dann vor dem inneren Auge aus.

Und die drohenden Wolken über dem Park sind glatt zu ignorieren, wenn der Synthesizer schnarrt und wummert, das Piano verträumt hüpft, die Flöte heiser haucht und das Schlagzeug sanft klingelt. Aber plötzlich treibt es den Rhythmus und drängt vorwärts, das Piano hämmert seine Skalen, haut mit Wucht konträre Rhythmen dazwischen, das Saxofon heult auf, und der Bass tropft und jault. Eine Stimme singt: Fordernd, beschwörend oder aggressiv klingen die kehligen Laute.

Und das Publikum hält nicht still: Viele wippen im Stehen oder tanzen auf der Wiese. Wie die Musiker aus einem freundlichen Reggae-Rhythmus zur freien Improvisation wechseln, wie sie mit Mouth-Percussion ein ganzes Stück befeuern und doch immer wieder die Ruhe suchen und zur Meditation zwingen — das hat große Klasse. Der Wettergott jedenfalls ließ sich beschwören — nur ein kurzer Schauer in der Pause ließ keinen Zweifel daran, dass die Musik im regenreichen Wuppertal und nicht in der afrikanischen Steppe zelebriert wurde.

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