Kirchenmusik 4: Angst um die heulende Orgel am Wupperfeld

Das Instrument muss dringend saniert werden. Matthias Lotzmann kämpft dafür.

Wuppertal. Die Wupperfelder Abendmusiken waren in den 50er bis 90er Jahren überregional bekannt. Solisten und renommierte Chöre aus dem In- und Ausland gastierten, die Zuhörer füllten die Kirche bis auf den letzten Platz, viele Werke wurden uraufgeführt.

Heute können Musikinteressierte von dieser Hoch-Zeit nur noch träumen. Für Kantor Matthias Lotzmann gibt es nur eine halbe Stelle, die Orgel ist selbst für den normalen Gottesdienst kaum noch zu gebrauchen. "Der Ton kommt erst nach drei Sekunden, bei hoher Luftfeuchtigkeit fängt die Orgel an zu heulen", nennt Lotzmann die Probleme.

Einige Töne gehen gar nicht, andere dafür nicht wieder aus. Das Instrument aus den Nachkriegsjahren, das mit seiner "Bergischen Trinität" von Altar, Kanzel und Orgel unter Denkmalschutz steht, ist dringend renovierungsbedürftig. Elektrik, Windanlage und Registeranlage müssten erneuert werden. Doch wie so oft fehlt das Geld. Rund 100000Euro kostet die Sanierung. Ein Orgelbauer hat bereits einen Kostenvoranschlag abgeliefert und bei einem Benefizkonzert den Zuhörern die Vorgehensweise erklärt. Die Orgelpfeifen werden jetzt zugunsten der Renovierung "verkauft": Interessierte spenden Geld und werden dafür auf der Pfeife verewigt.

Lotzmann will auf gar keinen Fall auf die Orgel in der Alten Wupperfelder Kirche verzichten. "Es geht nicht um große Konzerte, sondern wir wollen, dass die Gemeinde singfähig bleibt. Wenn die Gemeinde aufhört zu singen, hört sie auf zu sein." Die von ihm geleitete Bergische Kantorei, ein Zusammenschluss der Wupperfelder Kantorei und der Kantorei Unterbarmen-Mitte, tritt regelmäßig in der Wupperfelder Kirche auf - sowohl im Gottesdienst als auch bei Konzerten. "Wir können auf keine der anderen Kirchen ausweichen, weil sie zu klein sind", betont Lotzmann.

Zudem sei die Akustik in Wupperfeld sehr gut. Mit neuen Formaten versucht er, Menschen für Kirche und Musik zu begeistern. So organisiert er alle zwei Monate am Samstag-Abend einen Evensong - einen Gottesdienst ohne Predigt, aber mit Lesung und Musik. Und auch die Wupperfelder Abendmusikreihe möchte der engagierte Kantor zu neuem Leben zu erwecken.

Um seiner Bergischen Kantorei ein verlässliches Orchester zur Seite zu stellen, schuf er zudem das Bergische Kammerorchester. Für das feste Ensemble suchte er sich einen Kreis aus zwei Duzend Berufsmusikern ohne feste Stelle, die mit Freude musizieren und langfristig mit der Kantorei zusammenarbeiten wollen. "Dadurch kennt man sich musikalisch, da kommt viel mehr rüber", freut sich Lotzmann. Je nach Besetzung sind so kleinere Kantaten, aber auch große Oratorien möglich.

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