Kantorei schwelgt im Wohlklang

Die Kantorei Barmen-Gemarke singt vor vollem Haus und meistert Bachs Weihnachtsoratorium mit Bravour.

Wuppertal. Konnte man in den vergangenen Jahren Johann Sebastian Bachs Weihnachtsoratorium von vielen Chören aufgeführt in Wuppertal erleben, nahm sich in diesem Jahr allein die Kantorei Barmen-Gemarke (Leitung und Orgel: Wolfgang Kläsener) des beliebten Werkes (Kantaten 1-3) an. Kein Wunder, dass in der Immanuelskirche kein Platz frei blieb.

Einen Monat lang probte die Kantorei zusammen mit 50 Gast-Sängerinnen und Sängern, die die Arbeit der Kantorei im praktischen Mittun kennenlernen wollten. So verfügt Kläsener über einen großen Chor, der sich bestens vorbereitet präsentiert.

Nicht nur in den homophonen, schön gestalteten Chorälen, auch in den komplexen, fugierten Chören zeigen sich die Stimmen sicher im klangvollen Vortrag. Die Gottesworte singt Bühnen-Bassist Thomas Laske, der mit fülligem Volumen den Kirchenraum beherrscht. Im Duett mit der schlanken Sopranstimme von Johanna Neß "Herr dein Mitleid" muss sich Laske deutlich zurücknehmen.

Ursulas Kunz obliegen die Alt-Partien mit der schönen, von der Oboe umspielten Arie "Schlafe, mein Liebster". In den tiefen Lagen nicht ganz präsent, kann sie dennoch die suggestive Wirkung des einschmeichelnden Wiegenliedes vermitteln.

Andreas Wagner (Bühnen-Mitglied von 1991-1998) singt die erzählenden Rezitative aus dem Lukas-Evangelium mit klarem Tenor, anfangs die Höhe etwas gewaltsam angehend. Das Ensemble concerto vivo (auf historischen Instrumenten) und das Trompeten Consort Friedemann Immer liefern einen gedeckten Instrumentalklang, der selbst in den Jubelchören "Jauchzet frohlocket" oder "Herrscher des Himmels" vornehm zurückhaltend wiegt.

Die sich leicht verstimmenden Instrumente bedürfen sensibler Handhabung, was weitgehend in den Soloparts bestens gelingt - etwa bei der sauberen Begleitung (Traversflöte und Basso Continuo) der zauberhaften und schwierigen Tenor-Arie "Frohe Hirten" oder in der Alt-Arie "Schließe, mein Herze".

Zwischen die Bach-Kantaten setzt Kläsener zwei Mendelssohn-Motetten (aus Opus 79) für achtstimmigen A-Cappella-Chor - als Hommage an den Romantiker, der sich der damals in Vergessenheit geratenen Musik Bachs wieder intensiv zuwandte. Auch diese Werke meistert der Chor vorbildlich mit textdeutender Dynamik und deutlicher Artikulation im schwelgenden Chorklang.

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