Jugendliche tanzen im Opernhaus

Große Premiere für „Der stählerne Schritt“. Nachwuchstänzer stellen ihre Ausdrucksstärke unter Beweis.

Jugendliche tanzen im Opernhaus
Foto: nn

Wuppertal. Dass Tanz ein Ausdrucksmittel für jeden ist, zeigt Josef Eder, bekannter Choreograph und Schauspieler im Opernhaus: Als Christian von Treskow eine von Eders Inszenierungen gesehen hatte, bat er ihn, ein Projekt in Wuppertal in Angriff zu nehmen. Daraus sind fünf Wochen Proben mit 50 Jugendlichen von zehn bis 18 Jahren geworden: „Le Pas d’Acier“ („Der stählerne Schritt“) — Ballett in zwei Szenen von Sergej Prokojew wird am Sonntag, 20. April, im Opernhaus seine große Premiere feiern.

Jugendliche tanzen im Opernhaus
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Tanzerfahrung haben die Teilnehmer kaum, was aber beim Training nicht auffällt. Sie sind mit Leidenschaft und Konzentration bei der Sache, tanzen mit ausdrucksstarken und ausladenden Bewegungen durch den Saal, trauen sich viel.

Besonders ist auch, dass das Stück in Kooperation mit dem Sinfonie Orchester auf die Bühne gebracht wird. Es wird die pompösen Klänge Prokofjews darbieten, während das Ensemble abwechslungsreiche Choreographien präsentiert. Die einzigen Requisiten sind dabei offene Holzboxen, die ein Stück Heimat, ein Versteck oder Geborgenheit symbolisieren.

„Es macht hier so viel Spaß. Man lernt die große Bühne kennen und bekommt alles intensiv erklärt — alle werden gleich behandelt und respektieren sich“, sagt Chantal (12). Auch Emilia (11) ist begeistert: „Man lernt total schnell, und es kommen immer neue Tanzarten dazu. Ich kann mir gut vorstellen, später etwas im Bereich Theater zu machen.“

Mit schreitenden, hüpfenden Bewegungen tänzeln die Jugendlichen umher. Die Musik klingt wie in einem Märchenwald, spiegelt verschiedene Stimmungen: Hektik, Furcht, Verwunderung — was durch die Tänze überzeugend zum Ausdruck gebracht wird. Mal schleichen die Teilnehmer ängstlich über die Bühne, räkeln sich auf dem Boden, springen plötzlich wieder auf und tanzen synchron mit enormem Tempo und übertriebenen Bewegungen weiter, lassen sich fallen. Es entsteht eine unglaubliche Dynamik, die von komischen Elementen durchzogen wird — niemandem ist etwas peinlich.

Die Geschichte, wie die ersten Tage verliefen, ist eine außergewöhnliche: Das Kennenlernen fand in einem Wald statt. „Ich wollte mal in einem ganz anderen Kontext anfangen. Wir haben einen ganzen Tag dort verbracht, um einander kennenzulernen und schnell Vertrauen aufzubauen. Die Energie von diesem Tag haben die Kinder mit hierher gebracht — die Choreographie ist durch gemeinsames Herantasten und viel Improvisation entstanden“, sagt Eder, der schon in Südafrika, Russland und China gearbeitet hat. Für ihn ist das Thema Initiation sehr bedeutend — Wendepunkte im Leben, die den Schritt in einen neuen Lebensabschnitt markieren. Das wird immer wieder bei seinen Darbietungen deutlich.

„Die Kinder haben erste Erfahrungen mit klassischer Musik gesammelt. Sie haben ein Gefühl für die Musik entwickelt, hören jetzt direkt ihre Einsätze“, fügt Assistentin Mia Bilitza hinzu.

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