Jörg Reimers: Der Schauspieler entdeckt den Regiestuhl

Der Wuppertaler hat ein Herz für Bühne, Film und Fernsehen – und nun auch für den Nachwuchs im Kinder- und Jugendtheater.

Wuppertal. Er war der Wachmann in Tom Tykwers Film "Der Krieger + Die Kaiserin", die Lesestimme bei der beliebten Wuppertaler Veranstaltungsreihe "Die Schönen Drei" und spielte sich unter anderem in Rollen als Dorfrichter Adam in Kleists "Der zerbrochene Krug" oder Wilhelm Tell in Schillers gleichnamigen Drama in die Herzen des Wuppertaler Theaterpublikums - die Rede ist von Jörg Reimers.

Neuerdings ist der Schauspieler auf frischen Pfaden unterwegs: Er führt Regie. Nach "Unser Dorf soll schöner werden", einer "bissigen Story über einen alten Mann, dessen Enkel Neo-Nazi ist", wie Reimers den Kern der Geschichte, die er für die Kulturkate in Lübtheen inszenierte, beschreibt, ist er jetzt zum ersten Mal am Wuppertaler Kinder- und Jugendtheater engagiert.

Als "schöne und große Herausforderung" empfindet der Wuppertaler die Arbeit am Stück "Kalle Blomquist". "Zunächst haben Lars Emrich und ich das Stück umgeschrieben", so Reimers.

Nicht, um inhaltlich andere Akzente zu setzen, sondern "als Feinarbeit von Formulierungen", wie er erklärt. "’Hui’ sagt heute kein Kind mehr", gibt der gebürtige Hanseat ein Beispiel. Nach 30 Jahren Berufserfahrung als Schauspieler - lange davon übrigens an der Seite des Wuppertaler Ex- und jetzt Dresden-Indendaten Holk Freytag, mit dem Reimers bereits in Moers am Schlosstheater arbeitete - hat der Künstler, der seit 20 Jahren in Wuppertal lebt, Lust auf Neues.

Sein Engagement am Kinder- und Jugendtheater kam über alte Bekannte zustande, die Arbeit dort beschreibt er als "überaus professionell". Seine Schützlinge - die Hauptrollen spielen 9- bis 13-Jährige, allen voran Robert Flanze in der Titelrolle als Kalle Blomquist - nehmen bereitwillig seine Vorschläge an. "Aber nach spätestens zwei Stunden lässt deren Konzentration nach. Da muss ich animieren, animieren, animieren", feixt der gefragte Schauspieler.

Eine neue Regiearbeit kann er sich durchaus vorstellen. Zuletzt war Reimers mit der Polit-Komödie "Schwarzgeld für weiße Tauben" und den Kollegen Sibylle Nicolai und Volker Brandt auf Tournee: "Ich bin viel unterwegs", sagt der Schauspieler. "Das freiberufliche Arbeiten verlangt ein Höchstmaß an Mobilität."

In den Pausen zwischen den Engagements für Bühne und Fernsehen (unter anderem bei "Dr.Psycho" mit Christian Ulmen, Pro 7) sammelt er Kraft und pflegt seine Hobbys - er schreinert zum Beispiel gerne. "Das ist ein wunderbarer Ausgleich zum ‚Luftgeschäft’ Theater, was Handfestes und Raffiniertes. Das mag ich."

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