Im Text-Wettstreit zieht kein böses Foul

Ein Remscheider gewinnt die vierte Wuppertaler Stadtmeisterschaft.

Im Text-Wettstreit zieht kein böses Foul
Foto: Fischer, A. (f22)

Wuppertal. Das Wichtigste vorweg: Unser Mann für Gladbach heißt Sascha Thamm. Bei der vierten Wuppertaler Stadtmeisterschaft im Poetry Slam entschied der Remscheider in der Börse das Finale für sich und qualifizierte sich für den NRW-Slam in der Borussenstadt, quasi die Landesliga.

Wem solche Worte sportlich vorkommen: ganz recht, die Nähe dieses Text-Wettstreits zum Sport ist unübersehbar. Dabei setzte Slammer Jan Möbus diesmal auf ein Mittel, das eher als unsportlich gilt: das „Dissen“ von Kollegen, sprich: persönliches Verspotten. Möbus wirkt zwar oft abgedreht, schreibt aber intelligente Texte. Doch ins Finale ließ ihn das Publikum nicht: Ein böses Foul zieht nicht immer.

Die Gegner nahmen es mit Humor. „Jan hat recht - ich wollte eigentlich Pokemon-Trainer werden“, begann Slammer Oscar Malinowski aus Wermelskirchen. Fürs Finale reichte das jedoch ebenso wenig wie die Acts von Anke Fuchs — obwohl ihr Vortrag über menschliche Nähe mit frechem Wortwitz erfreute: „Ich kann ja schlecht sagen: Darf ich mal deinen Pulli benutzen? Dich vielleicht gleich mit, wenn’s dir nichts ausmacht.“

So trafen in der gut besuchten Börse nach dem Zuschauervotum im Finale Jan Schmidt und Sascha Thamm aufeinander. Ersterer spielt gern leicht wahnsinnige Typen, amüsierte diesmal aber mit anarchischem Spott über langweiliges Fußballgucken. Doch letztlich sicherte ein drastischer Bericht über einen japanischen Erotik-Hotelsender Sascha Thamm das Ticket nach Mönchengladbach. Zu seiner eigenen Verwunderung: „Ich dachte, ich hätte es total vergeigt“, sagte er danach. Aber so unberechenbar ist ja oft auch der Sport.

Klar wurde an diesem Abend aber auch, dass Slammer sich trotz einiger Klagen keineswegs nur Mainstream-Konformes leisten können. Dafür sprachen die Texte gegen Smartphones, App-Manie und mehrfach gegen die Fußball-Manie. Und das so kurz vor der WM.

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