Ilona Ludwig: Die Sängerin, die Noten nicht mag

Ilona Ludwig ist als Teenager durch Zufall zur Musik gekommen. Seitdem hat sie das Singen nie mehr losgelassen.

Ilona Ludwig: Die Sängerin, die Noten nicht mag
Foto: Ludwig

Wuppertal. Der Zufall und die Musik gehören zu den Konstanten im Leben von Ilona Ludwig. Mit ihrer Band zählt sie zu den festen Größen in der Wuppertaler Musikszene. Darauf hingearbeitet hat sie aber nie, genauso wenig wie auf ihre erste Band. „Als ich 15 war, hat mich eine Freundin mitgenommen, und so bin ich durch Zufall in die Probe der Schülerband Maybe Tomorrow gestolpert.“

Bis dahin hatte die heute 45-Jährige mit Musik wenig zu tun, „nur als Kind habe ich meine Familie mit Singen genervt“. In der Schule hatte sie sogar eine Fünf in Musik: „Mein Lehrer war total nett, ist aber an mir verzweifelt. Denn ich konnte mit Noten und Theorie nie etwas anfangen, Musik ist für mich Gefühl.“ Das sei bis heute so: „Wenn ich Noten lesen muss, ist es vorbei.“ Das hindert sie nicht an eigenen Liedern: „Ich schreibe einen Text auf, dazu schwebt mir meist schon eine Melodie im Kopf herum. Da ich einen wunderbaren Ehemann habe, der sich mit Noten auskennt, singe ich es ihm vor und er schreibt es auf.“

Als Sängerin hatte sie sofort Erfolg. „Mit der Schülerband haben wir beim Rockförderpreis mitgemacht und ihn auch einmal gewonnen, glaube ich. Dann hat uns Kalle Waldinger angesprochen, der damals sein Schülerrockfestival aufgebaut hat: Wir waren beim allerersten dabei.“ Es seit total aufregend gewesen, vor so vielen Zuschauern aufzutreten — „damals sind die Leute noch mehr rausgegangen und haben sich Konzerte angehört“.

Nach der Schule ist sie weg aus Wuppertal, hat unter anderem als Au Pair-Mädchen in New York gearbeitet und danach als Zahlmeisterin auf einem Kreuzfahrtschiff angeheuert, das durch die Karibik fuhr. Aber die Arbeit an der Rezeption reichte nicht — „ich habe immer mal ein, zwei Stücke abends mit der Bord-Band gesungen“.

Als sie aus den Tropen wieder an den Wupperstrand kam, „habe ich ein, zwei, drei, vier Kinder bekommen — da war nicht so viel Zeit für Musik.“ Erst 2011 hat sie wieder angefangen. Eigentlich wollte sie mit ihrem Mann Stefan und einigen Freunden nur einmal aus Spaß „und ohne Erwartung“ auftreten, „aber bei dem Konzert im Café Melody“ gab es so eine unglaubliche Resonanz, dass wir weitergemacht haben“.

Auch ihre Söhne sind musikalisch: Leon hat beim Bundeswettbewerb Jugend musiziert einen ersten Platz auf dem Schlagzeug belegt und eine Weile in ihrer Band mitgespielt, mittlerweile sei er als Singer-Songwriter unterwegs, sagt die Mutter. Ben spielt gelegentlich Querflöte, Aaron kümmert sich um die Technik.

Eine Vermarktungsstrategie habe sie nie verfolgt, sagt Ilona Ludwig. Es läuft auch so gut: Die Band aus Volker Nachtigall am Bass, Peter Schmitz an den Drums, Uwe Sandfort an der Gitarre und Stefan Mühlhaus an Klavier und Orgel hat mit ihrer Mischung aus Blues, Jazz und Soul schon fast alle Örtlichkeiten in der Stadt und viele im weiteren Umkreis bespielt. „In diesem Jahr durften wir sogar ins Kronleuchterfoyer des Opernhauses — und nächstes Jahr auch wieder.“

Als Musiker träume man immer davon, einmal im Leben eine eigene CD zu veröffentlichen. Mittlerweile ist bereits die zweite erschienen: „Modesty and Patience“ — Bescheidenheit und Geduld. Die Begriffe kommen nicht von ungefähr: „Die Themen meiner Lieder werden ernster, je älter ich werde. Und als Frau am Mikrofon habe ich die Verantwortung, den Leuten auch inhaltlich etwas zu geben.“

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