„Ich hätte nie gedacht, dass sie mich nehmen“

Im Leben kommt es oft anders, als man denkt: Die junge Pianistin ist Korrepetitorin an den Wuppertaler Bühnen.

Wuppertal. "Es ist mir sehr wichtig, verschiedene Erfahrungen zu machen", sagt Britta Elschner. Tatsächlich hat die junge Pianistin, die diese Spielzeit als Korrepetitorin an den Wuppertaler Bühnen arbeitet, in ihren Leben schon recht unterschiedliche Dinge gemacht: Neben Klavier studierte sie gleichzeitig Französisch, weil das reine Klavierstudium just kurz vor ihrer Aufnahmeprüfung in Mannheim gestoppt wurde und sie deshalb auf Schulmusik umschwenken musste.

"Ich habe tatsächlich das 1.Staatsexamen gemacht", sagt sie ein wenig verwundert. An der Musikhochschule Frankfurt studierte sie bei Irina Edelstein dann weiter Klavier. Zwischendurch ging sie 2002 für zwei Semester nach Lyon, um Französisch zu studieren, und gab dort nebenher Klavierunterricht.

Als sie nach Frankfurt zurückkehrte, wurde gerade ein neuer Aufbaustudiengang Korrepetition eingerichtet: "Er wurde mir nahe gelegt, weil ich so gut vom Blatt spielen kann." Also büffelte sie Partiturspiel und Klavierbegleitung, verschwand aber dann wieder für ein Jahr als Deutschlehrerin an ein künstlerisches Gymnasium nach Paris - diesmal über den Pädagogischen Austausch-Dienst.

Als Elschner vier Semester Korrepetition hinter sich hatte, bewarb sie sich für die Stelle in Wuppertal: "Ich hätte nie gedacht, dass sie mich nehmen." Aus sieben Opern musste sie beim Probespiel vom Blatt singen und gleichzeitig Klavier spielen - und lernte dabei gleich das Grundprinzip der Korrepetition kennen: "Ob man schön spielt, ist egal. Hauptsache, der Rhythmus stimmt."

Seit August 2007 lebt sie nun in Elberfeld auf dem Ölberg. Von der Stadt bekam sie jedoch anfangs wenig mit: "Wenn man fürs Theater arbeitet, lebt man fürs Theater." Nächtelang übte sie mit Kopfhörern am E-Piano Opern und Musicals.

Von 10 bis 14 und 18 bis 22 Uhr stehen dann kurzfristig angesagt Proben mit den Sängern auf dem Programm - entweder Einzelproben oder künstlerische Proben auf der Bühne, bei denen Elschner das ganze Orchester ersetzen muss.

Zusätzlich spielen die Korrepetitoren im Orchester den Klavier-, Cembalo- oder Celestra-Part. "Besonders schwierig war ,Siroe’ von Händel: Da war der Generalbass nur beziffert." Sie musste sich also die Klavierstimme aus den Zahlen erst selbst erarbeiten.

Und auch dirigieren müssen die Korrepetitoren - etwa, wenn ein Teil des Chores hinter der Bühne singen muss - und Striche für die Streicher eintragen. "Das macht glücklicherweise der Studienleiter, da wurde ich geschont." Nach einer Spielzeit jedoch zieht es Elschner schon wieder woanders hin.

In Frankfurt wartet noch ihre Korrepetitions-Abschluss auf die Musikerin - und sie hat sich als Korrepetitorin im Opernstudio Zürich beworben. "Aber eigentlich möchte ich gar nicht fest an einem Haus arbeiten." Die junge Künstlerin schätzt ihre Freiheit und arbeitet lieber bei freien Produktionen mit.

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