Tangofestival : Historische Stadthalle als festlicher Tango-Salon
Ball Tango Argentino wird 20 Jahre alt. Gefeiert wird mit einem dreitägigen Festival aus Konzert, Workshops und viel Tanz.
„In dieser Musik und in diesem Tanz steckt etwas für alle Menschen“, schwärmt Carsten Heveling für den argentinischen Tango. Jene Musikrichtung, die der 51-Jährige in den 90er Jahren nach Wuppertal brachte. Ihm zur Seite Pina Bausch, Tete Rusconi und das Team des Café Ada. „Damals überlegte ich noch, ob der Tango hier Modeerscheinung bleiben würde. Heute weiß ich, dass er ewig bestehen und immer erfolgreicher werden wird.“ Sichtbares Zeichen: Wuppertal ist heute eine Hochburg des Tango in Deutschland. Ende September feiert der „Ball Tango Argentino“ in der Stadthalle sein 20-Jähriges.
Argentinischer Tango ist anders und besser als seine Klischees
Was ist argentinischer Tango? Wer die Klischees von der Rose im Mund, vom Geschlechterkampf in Netzstrumpf und offenem Rüschenhemd hinter sich lässt, merkt, „dass die Realität eine ganz andere ist. Keine knisternde Erotik, sondern etwas viel Besseres, durchaus Geheimnisvolles, Veränderndes und Ansteckendes“, sagt Heveling, ohne die Bilder im Kopf abzulehnen, weil sie einerseits einen Kern Wahrheit haben und andererseits die Menschen neugierig machen. Vor Ort merken sie, dass Tango die Suche nach echter Nähe, nach Verständnis, nach Menschen ist, „mit denen man tatsächlich kommuniziert, nicht nur über Sprache“. Alter, Beruf, soziale Herkunft – Nebensache. Der Tango erweist sich als verbindendes, ganz und gar nicht elitäres Vehikel. „Tango tanzt man, um zu erlernen, wie man sich mit anderen Menschen harmonisch bewegt“, ist Heveling überzeugt.
Und weil der Tango von europäischen Auswanderern in Argentinien geschaffen wurde und von dort nach Europa zurückfand, ist er auch keine regionale Temperaments-, sondern globale Herzensangelegenheit. Sein zentrales Instrument, das Bandoneon, wurde in Krefeld erfunden, in Sachsen gebaut und über Hamburg nach Argentinien gebracht. Etablierte sich – neben Gitarre und Klavier – zu dem Instrument der Tangomusik, klärt Bandoneon-Experte Heveling auf: „Der Tango ist so, wie er ist, weil das Bandoneon so ist, wie es ist.“