Hingerissene Zuhörer bei KlangArt im Skulpturenpark

Die Erfolgsgeschichte hat das dritte Kapitel eröffnet.

Hesselnberg. Ja, es gibt sie, ellenlange Schlangen an der Kasse, wenn heutzutage Musik aus dem Jetzt gespielt wird. Nicht überall, aber bei der KlangArt im Skulpturenpark Waldfrieden. Mit ihren "Moving Sounds" gastierten Markus Stockhausen - der Sohn des musikalischen Elektronikpioniers und wichtigsten Komponisten der Nachkriegszeit, Karlheinz Stockhausen - und seine Musik- und Lebenspartnerin Tara Bouman. Sehr viel später am Abend, als auch die Zugabe verklungen war, brachte Hausherr Tony Cragg auf den Punkt, was wohl alle Zuhörer im Glaspavillon dachten: "Das war wirklich wunderschön. Wir sind alle sehr bewegt. Danke!"

Tatsächlich ist es nicht leicht, diese von Cragg als "phantastische, vielschichtige" gelobte Musik mit einfachen Worten zu erklären. Bei Stücken wie "Maytime" oder "Mater dolorosa" handelt es sich um tadellos Komponiertes, das improvisiert oder dessen Grundidee beibehalten wurde, dessen Drumherum sich aber fließend veränderte. Das Stück "Andrea" beispielsweise, das klang, als stamme es aus dem Mittelalter, "bewegt sich ständig - je nachdem, wie es gespielt wird", erklärte Stockhausen in einer seiner kleinen Moderationen.

Was die Klarinettistin und der Trompeter machten, war atemberaubend. Töne, schön wie ein Juwel, zart flirrend, voller Gefühl und doch klar konturiert, erfüllten den Raum. Der Vortrag der beiden war ein nicht enden wollender Dialog, quasi eine Rede und Gegenrede. Nie war dabei etwas vorhersehbar - wie auch bei Improvisationen? Aber ihre Ideen, so zum Beispiel Hinwendungen zum Mystizismus und Spirituellen mit Gong und Holzrassel, waren so entspannend, dass sich die Zuhörer immer wieder zurücklehnen, die Augen schließen und genießen konnten, was sich als nächster musikalischer Funkenregen über die Ohren ergoss.

Und E. Dieter Fränzel, künstlerischer Leiter der KlangArt, erinnerte sich: "Tara Boumann und Markus Stockhausen waren die ersten Namen, die ich auf meine Wunschliste schrieb", als es um die Teilnehmer ging. Nicht nur, weil sie exzellente Musiker sind. "Sie sind gewohnt, an ungewöhnlichen Orten zu spielen." Er hatte recht, auch der dritte Beitrag der KlangArt-Reihe war ein nicht zu fassender Musiktraum, ergreifend und schön.

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