Herr Kaminer, wieso ist Wuppertal kulturelle Provinz?

Wuppertal. 3Sat widmet der Wuppertaler Kultur am Dienstag eine ganze Sendung — allerdings in der Reihe „Auf in die Provinz!“. Der Schriftsteller Wladimir Kaminer reist als Reporter an.

Herr Kaminer, wieso ist Wuppertal kulturelle Provinz?
Foto: ZDF und Christian A. Roeder, Nordend Film

Er spricht mit Lutz Förster und Julie Anne Stanzak vom Tanztheater und sieht sich eine Vorstellung des Theaterstücks „Die Wupper“ an. Außerdem trifft er den Bildhauer Tony Cragg sowie den Musiker und Maler Eberhard Kranemann. Für die anderen vier Folgen der Reihe reist der 48-Jährige in den Schwarzwald, die Eifel, ins Saarland und nach Mecklenburg-Vorpommern — da wird es echt ländlich.

Herr Kaminer, wieso ist Wuppertal kulturelle Provinz?
Foto: ZDF und Christian A. Roeder, Nordend Film

Herr Kaminer, wer behauptet eigentlich, dass Wuppertal kulturelle Provinz ist?

Wladimir Kaminer: Der Titel täuscht etwas. Wuppertal war für uns Gold wert mit seinen Treppen, Bergen und dieser U-Bahn, die verkehrt herum fährt. Wir sagen doch in der Sendung sogar, dass Wuppertal das San Francisco Deutschlands ist, und stellen die Golden Gate Bridge in die Stadt.

Aber wer hat entschieden, dass die Stadt in dieser Reportagereihe auftaucht?

Kaminer: Die Orte hat die Redaktion ausgesucht. Die wollte besonders exotische und skurrile Gegenden.

Wie war Ihr Eindruck von der Stadt vor den Dreharbeiten? Sie waren ja mehrfach da.

Kaminer: Ich bin wahrscheinlich jedes Jahr für eine Lesung in Wuppertal, früher auch ein paar Mal mit meiner Russendisco. Aber ich hatte keine Ahnung, was das für eine Stadt ist.

Haben Sie sich auf die Treffen vorbereitet? Ihre Gesprächspartner sind ja zum Teil recht verblüfft über Ihre Fragen.

Kaminer: Es war immer alles spontan, ein Drehbuch gab es nicht. Ich finde es nur schade, dass die Leute vom Fernsehen immer alles kürzen. Ich hatte sau-interessante Gespräche mit diesem Bildhauer Cragg. Mit Erhard Kranemann habe ich stundenlang über Gott und die Welt, über Männer, Frauen und Kunst diskutiert und Musik gemacht.

Was würden Sie denn mit den Gesprächen machen?

Kaminer: Ich würde sie komplett ungeschnitten senden. Das Leben schlägt das Fernsehen immer. Aber so kann ich diese Reise vielleicht in meinem nächsten Buch verarbeiten.

Haben Sie nach den Dreharbeiten ein anderes Bild von Wuppertal?

Kaminer: Provinziell ist die Stadt jedenfalls nicht. Um richtig Provinz zu sein, fehlt es ihr an Ruhe - da ist zu viel Verkehr, da sind zu viele Menschen auf der Straße. Meine Sicht hat sich jetzt verändert. Wuppertal ist nicht so karnevalistisch wie Köln und nicht so nachdenklich wie Münster. Wuppertal war ein großes Erlebnis.

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