Hengebsach Gallery : Flache Papierbögen erlauben voluminöse Einschlüsse
Hengesbach Gallery zeigt bildhauerische Interventionen von David Semper.
Manche Ausstellungen nehmen Gestalt an, wenn Bilder an die Wand gehängt werden. Bei David Semper ist das anders: Er bindet die Ausstellungswände in seine Kunstwerke ein. Sie entstehen im Zusammenspiel mit und im Gegensatz zu ihnen, greifen in sie ein, ragen aus ihnen hervor, eröffnen Dialoge und Farbspiele in mannigfaltigen Weißnuancen. Kurz: Seine bildhauerischen Interventionen verbinden sich mit der Architektur zum skulpturalen Objekt. In der Hengesbach Gallery zeigt der 40-jährige gebürtige Wuppertaler seit dem 8. November seine „Einschlüsse“ – ohne Eröffnungsfeier, die, so Galerist Rolf Hengesbach, möglichst im Dezember nachgeholt werden soll.
David Semper studierte an den Staatlichen Akademien der Bildenden Künste in Stuttgart und Karlsruhe, war Meisterschüler von Leni Hoffmann. Lebt und arbeitet in Neuss. Zwei Werkserien dominieren die beiden Hauptausstellungsräume in der Wuppertaler Galerie: „Nischen“, die auf seinen Erfahrungen mit Papiereinlassungen in Wände basiert, und „Kymation“, die er seit 2012 mit Eierschalen erstellt. Bei beiden, rein weißen Serien steht der Umgang mit dem Material und seiner inneren Logik im Zentrum. Er bezieht bewusst das Material der Wand ein, in der sie eingeschlossen sind. Eine Woche lang bereitete Semper die Ausstellung vor, setzte sich mit den Galerieräumen auseinander, schnitt seine Reihen passgenau auf sie zu. Die so entstandenen neuen Verbindungen von Architektur und Kunstwerk bieten Raum für Assoziationen. Semper moderiere einen bildhauerischen Dialog zwischen Innerem und Äußerem, Organischem und Anorganischem, so das sich das Wesen des einen in das Wesen des anderen verwandele, beschreibt Hengesbach.
Verletzlich-Zartes dringt in Robustes und verletzt es
Bei „Nischen“ stehen leicht gebogene, flache DIN A3- oder DIN A4-Papierbögen aus strengen Wandeinschnitten heraus, brechen das Licht, bilden wandelnde Schatten, schaffen Volumen. Ein Spannungsverhältnis zwischen Filigranem und Weichem zu Monumentalem und Hartem entsteht. Vier „Nischen“ hat Semper in die Galerie in unregelmäßig-regelmäßiger Reihe „gehängt“, eingefroren in ihrer tänzerisch anmutenden Bewegung. „Die Papiere wenden sich zu und wieder ab, blähen sich Segeln gleich, nur fehlt hier der Wind“, schwärmt Hengesbach.