Konzert Helge Schneider bringt große Unterhaltung in die Stadthalle

Multiinstrumentalist besticht mit Musik, Komik und einer gehörigen Portion Slapstick.

Helge Schneider bringt große Unterhaltung in die Historische Stadthalle
Foto: Stefan Fries

Helge Schneider fackelt nicht lange, als er die Bühne im Großen Saal der Historischen Stadthalle betritt. Er setzt sich an den Konzertflügel und legt los. Spielt Jazz, improvisiert, zieht Grimassen. Seine Bandkollegen Peter Thoms (Schlagzeug) und Rudi Olbrich (Kontrabass) beeindruckt das nicht, das Publikum schon. Schneider hat es ab der ersten Minute auf seiner Seite. Wenngleich es sich im Laufe des Freitagabends manches Mal fragt, woher der 62-Jährige die Ideen für seine abenteuerlichen Geschichten nimmt.

Etwa dann, wenn er von seiner Begegnung mit Musiker Duke Ellington erzählt. In Berlin sei das gewesen, in einem dieser roten Sightseeing-Busse. Sein damaliges Idol habe sich neben ihn gesetzt. Sehr aufregend sei das gewesen. Bis er gemerkt habe, dass es gar nicht Duke Ellington war, sondern eine Hausfrau. Die Stadthalle lacht herzlich. Manch einer aus dem Publikum sogar so lang und laut, dass er den Rest des Saals damit ansteckt. Es herrscht gute Laune an diesem Abend - bei Kindern und kindgebliebenen Erwachsenen. Helge Schneider bringt große Unterhaltung nach Wuppertal. „Eine Stadt, die ja weltberühmt ist“, wie Schneider weiß. „Wuppertal ist die Schwebebahn-Stadt. Das weiß man doch“, sagt der 62-Jährige und blickt zu Rudi Olbrich. Der setzt einen unwissenden Blick auf. Also erklärt Schneider: „Die Schwebebahn ist für Wuppertal das, was für Paris der Eifelturm ist, für Rom die Sixtinische Kapelle, für Stockholm... ach ist ja auch egal.“ Sagt’s und sitzt schon wieder am Klavier. Es ist Zeit für Musik, genauer gesagt für Jazz.

Zweieinhalb Stunden inklusive Pause geht das so. Schneider nimmt sein Publikum mit auf eine musikalische Reise. Spielt „Eigenkompositionen — nicht meine, aber von anderen“. Macht zwischendurch Rast, erzählt Anekdoten. Schweift aus, kommt zum Thema zurück, um im nächsten Moment wieder abzudriften. Es ist das geplante Chaos, aber es kommt an.

Ein Beispiel gefällig? Wie aus dem Nichts erzählt er, dass China ein sehr großes Land sei. Sogar aus dem Weltall sei es zu sehen. „Fast wie Wuppertal. Also für Wuppertal darf man halt nicht so hoch gehen, 1000 Meter maximal. Dann klappt das.“ Er selbst habe ja schon viel von der Stadt gesehen. Von oben. Aus dem Flugzeug. „Vielleicht war es auch Hannover. Aus der Luft lässt sich das nicht so gut unterscheiden.“ In Sachen China sei das schon einfacher. „Aus dem Weltall gesehen ist das einfach ein gelber Fleck.“

Das Thema China setzt sich dann in einer kurzen landestypischen Melodie fort, die Schneider auf einer Flamenco-Gitarre zum Besten gibt. Überhaupt beweist der Künstler, wie viele Instrumente er beherrscht: Piano, Klavier, Saxophon, Vibraphon, Panflöte und ein Cello kommen zum Einsatz. Wobei letzteres ein ganz besonderes sei. Es stamme aus dem frühen 18. Jahrhundert. „Doch ich habe es grundlegend restauriert. Habe das Holz ausgewechselt, das Griffbrett erneuert und hier unten die Spitze ist aus Plastik“, sagt der Multiinstrumentalist. Das Cello sei alt, nahezu historisch. Wie die Stadthalle. „Bei der steht es ja sogar auf dem Navi.“

Historisch sind an diesem Abend auch einige der Lieder, die gespielt werden. Echte Klassiker aus dem Helge-Schneider-Klangkosmos sind da „Wurstfachverkäuferin“ und „Texas“. Alle Lieder spielt der Komiker mit seinen Musikerfreunden Peter Thoms und Rudi Olbrich in jazzigen Ausführungen. Zwischendrin bedient Schneider Saxophon und Piano gleichzeitig. Er kann das. Bei der Panflöte sieht das schon anders aus. Die holt er aus einem Fundus, um darauf „As Time Goes By“ aus dem Film „Casablanca“ zu intonieren. Es ist die einzige Stelle am Abend, an der nicht klar wird, ob der Mann, der die Bühne so gut ausfüllt, wirklich nicht kann, oder nur so tut. So oder so, die Lacher hat er auf seiner Seite. Auch dann noch, wenn er nach zweieinhalb Stunden unter anhaltendem Applaus die Bühne verlässt. Er müsse jetzt gehen, sagt er. Mit Rudi und Peter sei er noch vor dem Fernseher verabredet. Teleshopping schauen.

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