Haydns „Die Schöpfung“ für den Wiederaufbau Haitis

Die Bergische Kantorei und das Bergische Kammerorchester spielten für den Wiederaufbau Haitis.

Elberfeld. Die Proben begannen im Frühjahr. Als Chorleiter Matthias Lotzmann für die Bergische Kantorei die ersten Termine zur Einstudierung von Joseph Haydns Oratorium "Die Schöpfung" ansetzte, waren die erschütternden Bilder von der Naturkatastrophe in Haiti noch sehr präsent. Am 12. Januar 2010 hatte ein Erdbeben das Land schwer verwüstet.

So entschlossen sich der Chorleiter und die Kantoristen, die Aufführung des Oratoriums zu einem Benefizkonzert zu machen und damit Spendengelder für Haiti zu sammeln. Auch das Bergische Kammerorchester und die Solisten zogen mit und erklärten sich bereit, auf ihre Gage zugunsten des Spendenprojekts für den Wiederaufbau zu verzichten.

Zur Aufführung des beliebten klassischen Oratoriums am Samstagnachmittag ist die Alte Kirche Wupperfeld vollbesetzt. In diesem Konzert ist auch die neue Truhenorgel der Bergischen Kantorei zu hören. Die finanzielle Unterstützung der Dr. Werner Jackstädt-Stiftung und der Johannes-Rau-Stiftung haben die Anschaffung des Instrumentes ermöglicht. Als Ehrengast sitzt daher auch Lore Jackstädt im Publikum.

Die Kantorei überzeugt mit einer präzisen Umsetzung des Werkes. Die Chorsänger entwickeln schöne dynamische Abstufungen und die für das Oratorium erforderliche Strahlkraft. Der Chorklang ist insgesamt sehr hell, was an der deutlichen Überzahl an Frauenstimmen liegt. Die Männer halten sicher dagegen. Eine Verstärkung durch weitere Mitsänger wäre ihnen aber zu wünschen.

Das Bergische Kammerorchester entfaltet unter der genauen Leitung von Matthias Lotzmann ein frisches, federndes Spiel und plastische Tonmalereien. Die Holzbläser sorgen mit feinen Sequenzen für schöne Klangfarben, die Cellisten lassen ihre Instrumente innig singen. Aufmerksam und stimmig trägt das Orchester auch die Sänger.

Die Solisten gestalten ihren Part sicher und sind gut aufeinander eingestimmt. Bariton Alexander Schmitt überzeugt vor allem durch die klangvoll und deutlich gesungenen Rezitative. Tenor Marco Schweizer erfreut mit schönem, geschmeidigen Klang. Er ist nur gelegentlich versucht, besonders ausdrucksvolle Passagen etwas zu forcieren. Hildegard Keller setzt den Sopran-Part sehr verlässlich um. Ihre Stimme bleibt jedoch eher kühl und in der Höhe etwas eng. Altistin Verena Kortmann kommt erst im Schlusssatz zum Einsatz. Sie fügt sich gut in das Solistenquartett ein.

Das Publikum zeigt sich begeistert von der anspruchsvollen Aufführung. Erneut lässt Lotzmann daher Chor, Orchester und Solisten das Finale anstimmen. Noch einmal ertönt damit "Singt dem Herren, alle Stimmen!" durch die Wupperfelder Kirche.

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