Hans Christoph Begemann: Die Krone im Liedgesang

Hans Christoph Begemann hält Wuppertal die Treue. Am 26. Oktober präsentiert er Franz Schuberts „Winterreise“.

Herr Begemann, mit Ihrem Duo-Partner treten Sie seit 20 Jahren gemeinsam auf. Wie gut kennt man sich nach so langer Zeit?

Hans Christoph Begemann: Sehr gut natürlich. Es ist wie in einer Partnerschaft: Mal ist man kritisch miteinander, mal sehr vertraut. Ich bin mit Thomas Seyboldt auf einer Wellenlänge und vertraue ihm absolut - auch in Fragen der Programmwahl.

Begemann: Ja, das stimmt wohl noch immer. Ich bin glücklich, dass viele mir seit meinem Engagement an den Wuppertaler Bühnen von 1994 bis 1997 die Treue gehalten haben.

Begemann: Unbedingt. Die Wuppertaler Zeit war prägend für mich. Man sagt ja, das frühe Engagement bleibt im Herzen. Das trifft auf mich zu. Wir Jüngeren waren damals alle so um die 30 Jahre alt und haben von den "alten Hasen" Siegfried Schmidt, Theo van Gemert, Hartmut Bauer, Danielle Grima und Claudia Visca ungemein profitiert.

Unter dem damaligen Operndirektor Friedrich Meyer-Oertel waren wir ein gutes Ensemble. Er hat mich ja dann nach Darmstadt "gelockt".

Begemann: Das Lied war es, weshalb ich Sänger geworden bin. Die Oper kam später. Im Liedgesang mit einem Duo-Partner kann man die Musik unmittelbar so umsetzen, wie man möchte. Auch in der Oper wollte ich "feiner" gestalten, aber da bleiben immer wieder Wünsche offen.

Begemann: Dieser Zyklus gilt als die Krone im Liedgesang. Es ist die Schilderung einer Lebensfahrt, eine Komposition, die einem immer nahe geht. Die Einsamkeit, der Schmerz am Rande der Verzweiflung sind grenzwertig für den Singenden und Hörenden.

Dennoch wandert die Ich-Person immer weiter und findet keine Ruhe im Tod. Ihr Singen ist letzten Endes auch in diesem Stück, so seltsam es klingen mag, ein Ausdruck der Freude.

Ein hoffnungslos niedergeschlagener Mensch würde einfach nicht mehr singen. Jeder negative Zustand muss mit Hilfe auch des positiven beschrieben werden, gesungen erst recht. Und das klingt immer wieder neu und anders - je nachdem, wie man sich entwickelt hat und wie man sich fühlt.

Begemann: Und ob. Ich bin ganz gespannt auf die sanierte Immanuelskirche und das renovierte Opernhaus. Wuppertal hat wirklich zugelegt, denn die Stadthalle, wo ich schon oft gesungen habe, finde ich, ist sowieso der schönste Konzertsaal Deutschlands.

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